Far North

„Far North“, so heißt hier der nördlichste Zipfel Neuseeland und da habe ich die vergangenen Tage verbracht.
Die Kiwis bin ich des nachts natürlich nicht suchen gegangen. Aufgewacht bin ich zwar, aber, puhhhh, so allein nachts im Wald…. Äh, ne, doch nicht. 😉 Am nächsten Morgen habe ich dann erst einmal fertig mein Zeug verstaut – endlich alles dort, wo es Sinn macht und sein soll!

Dann habe ich trotz einsetzendem Regen (das mit der Sonne schicken hat offensichtlich gut geklappt…) artig meinen Rucksack gepackt und bin zum 2km entfernten Start meiner geplanten Wanderung gefahren. 50m gelaufen und gedacht: „ey, eigentlich habe ich gar keine Lust…“ und rumgedreht. Har! Dem Plan hab ich gezeigt, wer hier der Chef ist!

Stattdessen habe ich zwei kurze „Wanderungen“ in der Nähe gemacht, so dass ich zumindest ein bisschen was vom größten zusammenhängenden Kauriwald in Neuseeland gesehen habe. Die meisten Kauris wurden gefällt ( von den Maoris, die ja auch schon den Moa nach ihrer Ankunft ruckzuck ausgerottet hatten, tssss, und den ersten westlichen Siedlern), von Gummisammlern so verletzt, dass sie abgestorben sind (das würde dann Anfang des 20. Jhdt verboten) und die, die überlebt haben, werden jetzt von der eingeschleppten Kaurikrankheit bedroht. Drum gibt es an den meisten Eingängen zu diesen Wäldern Schuhputzstationen, meine war erst 4 Tage alt und gibt es so nur 2 Mal in NZ.

Dann ging es weiter in den Norden, Kaitaia war mein Ziel. Dort habe ich mich erstmal über die Möglichkeiten in der Gegend informiert, ich bin ein fleißiger Gast in den i-Sites. Die Nacht habe ich in der Nähe in einem Surferort auf einem richtigen Campingplatz verbracht. Das war bisher der netteste (offizielle) Platz, schöne, abgetrennte Stellplätze, Küche mit Utensilien (so dass man nicht immer alles hinschleppen muss) und ein schöner, überdachter Gemeinschaftsraum. Und 500MB gratis-WLAN! 😉 Da es am nächsten Morgen wie aus Eimern gegossen hat, habe ich beschlossen, doch noch nicht ganz in den Norden hochzufahren. Machte irgendwie keinen Sinn, im strömenden Regen. Stattdessen saß ich in der Bib und hab versucht, Bilder hochzuladen (die erste Galerie). Hat ja zumindest geklappt, war aber trotzdem frustrierend. Wie nervig so nicht funktionierende Technik ist…  Die Nacht habe ich dann wieder auf einem schönen DOC-Campingplatz verbracht. Zwar war der anscheinend von Ameisen verseucht und von einer aufdringlichen Ente bewacht (was mir beides eine unruhige Nacht beschert hat), aber der Strand dabei war super und die Duschen gar nicht soooo kalt. Auf dem Weg dahin habe ich noch Halt beim „Ancient Kauri Kingdom“ gemacht, inzwischen ein Café/Shop, in dem es allerlei Zeug aus Kauriholz gibt. Dabei wird nur Holz von schon abgestorbenen, gefallenen Kauris verwendet, alle verkauften Teile haben ein Zertifikat, auf dem versichert wird, dass kein Kauri dafür gefällt wurde. Hm. Herzstück war eine Wendeltreppe aus einem Kauristamm. IN dem Stamm. Verrückt. Kann man für schlappe 2,5Mio + Steuern kaufen. Ist aber auch ein Unikat. 😉

Am nächsten Morgen ging es für mich vor Sonnenaufgang los. Ich wollte oben am Kap sein, bevor die Horden von Bustouristen ankommen. Der Plan ging auf, ich war das zweite Auto oben. Allerdings war alles noch so diesig. Dass ich gar nicht wusste, in welche Richtung ich die 10min Fußweg zum Leuchtturm starten sollte. Also hab ich mir erst einmal ein Frühstücks-Haferbrei gekocht, mein Schüsselchen genommen und bin mal los- dann konnte ich schon erahnen, wohin. Auf einem Hügel vor dem Turm hab ich dann gesessen, gefrühstückt und der Sonne zugeschaut, wie sie gegen den Nebel gewann.


   
Das Kap, an dem sich zwei Meere treffen und man die starke Strömung richtig sehen kann,  ist wirklich megaschön, ich weiß gar nicht mehr, warum wir da letztes Mal nicht hin sind. Wahrscheinlich war einfach der Weg zu weit?! Der Leuchtturm ist übrigens immernoch in Betrieb und schickt sein Licht 49km aufs Meer hinaus. Ich bin dann noch ein Stückchen einen Weg entlanggewandert, den Finalen Abstieg zu einer Bucht habe ich mir, meinen Knien und auch meinem Knöchel (der immernochnicht wieder richtig gut ist…) erspart. Inzwischen war die Sonne rausgekommen und obwohl erst halb 10 war, war es schon ganz schön heiß. Auf dem Rückweg nach Kaitaia habe ich noch an den Sanddünen Halt gemacht, riesige Dünen, an denen man auch Sandboarden kann (was ich aber nicht gemacht habe), ich bin einfach ein paar hoch und hab die Aussicht genossen. Die gehören übrigens auch zum 90-Mile-Beach, der tatsächlich „nur“ 55 Meilen lang ist.

Am Tag zuvor hatte ich mir auf dem i-Site schon sagen lassen, wo ich Mechaniker für mein Auto finde. Es hat zwar kein Wasser mehr verloren und ein „Problem“ hatte ich in der Zwischenzeit selbst gelöst, aber so richtig sicher war ich mir noch nicht. Und dann natürlich auf dem Weg zurück vom Cape hat es wieder angefangen, Wasser zu spucken. Also bin ich in Kaitaia zu einer Werkstatt gefahren und hab den Männern zugezwinkert. Hat funktioniert, das ist wie in D beim TÜV 😁

Nach kurzer Untersuchung meines Autos gab es Entwarnung: das tropfende Wasser kam nicht aus dem Kühlsystem (das erklärt auch, warum ich keinen Wasserverlust im Kühlwasserbehälter bemerken konnte), sondern war nur Kondenswasser von der Klimaanlage, was wiederum erklärt, warum es zwischendurch nicht geleckt hat – ich hatte keine Klima an… Puh, Erleichterung!!! Dann haben die netten Jungs noch flugs meine Luft kontrolliert und mir ein paar sonstige Fragen zum Auto beantwortet und mich dann mit einem Winken wieder verabschiedet. 1A!

Der Einfachheit halber blieb ich nochmal auf dem Campground, von der vorletzten Nacht, ich wollte das Internet für die Recherche nach einer Alternativmethode zum Bilderhochladen nutzen. Wie der Test heute gezeigt hat (vorausgesetzt, ihr gebt mir das Ok), hab ich jetzt auch eine Möglichkeit gefunden. viiiiiel besser!

Und heute bin ich mal wieder viel später gestartet, als ich wollte. Zuerst kam ich nicht in die Puschen und dann habe ich eine gute Tat getan und zwei Neuseeländern Starthilfe gegeben. Das war komplizierter als gedacht, die Starthilfekabel waren nur so 1,5m lang. Was eine Fehlkonstruktion! Und als Dank habe ich die Mailadresse von einer Personalverantwortlichen von einem Weingut in der Nähe von Napier bekommen – vielleicht nützt das mir mal noch!

Nebenbei: das Kabel haben sie von zwei anderen Campern ausgeliehen. Die konnten aber keine Starthilfe geben, weil sie nicht wussten, wie die Motorhaube aufgeht – häh bitte?! Wie peinlich ist das denn…

Dann bin ich los und die kurvigen Straßen wieder Richtung Süden gefahren. Ich bin wieder auf einem DOC-Platz, über den in meinem Reiseführer steht, er ist ein „inoffizieller Nudistenplatz“ – sicherheitshalber habe ich auf einem i-Site nachgefragt, was mich erwartet, schließlich will ich nicht aussteigen und von einer Horde Nackter begrüßt werden. Ist aber bisher unkritisch, alle, die ich gesehen haben, trugen was am Leib. 😉

Hier in der Gegend will ich die nächsten Tage -bei hoffentlich wieder aufhörendem Regen- mit Tauchen und Schnorcheln verbringen. Obwohl mir auf dem letzten Campingplatz eine was von Hammerhaien in diesem Wasserschutzpark erzählt hat… 😉

Es grüßt,

Die unerschrockene Nicole
Dos & Don’ts der letzten Tage:

Do:

  • Regenschirm kaufen – der niedlich wirkende Nieselregen durchnässt einen in ein paar Minuten
  • Gleich nach dem Essen abspülen, bevor Nacht ist
  • Bettzeug nach dem Aufstehen in der Mitte der Matratze aufräumen
  • Den kurvigsten Highway aller Zeiten fahren und dabei lauthals mit dem Radio mitsingen
  • Open-Air duschen, wenn es regnet (nur das Abtrocknen und Anziehen war kritisch)
  • An Straßenständen mit „Honesty Box“ Eier, Gemüse und Obst kaufen
  • Pläne über den Haufen schmeißen, weil man es sich anders überlegt hat

Don’t:

  • Den gekauften Regenschrim im Auto lassen, weil ja grad die Sonne scheint
  • Regenschutzhülle des Rucksacks nach Gebrauch auf die Matratze zum Zwischenlagern legen
  • Beim Frühstück sitzen, gemütlich dem Platschregen draußen zuhören und den Geistesblitz bekommen, dass man die Klappfenster am Van offen gelassen hat – und das Bettzeug direkt an einem der Fenster gelagert hat
  • Unreife Avocados kaufen – schmecken so, wie neue IKEA-Pressspan-Möbel riechen
  • Am Zeltplatz so vorwärts einparken, dass der Motor nach hinten zur Hecke zeigt
  • Vergessen, den Kameraakku zu laden – das einzige, was ich nicht im Auto machen kann

Ein Gedanke zu „Far North

  1. Tolle Bilder – besonders die Dünen habens mir angetan. Schön dass du so langsam den Aufenthalt genießen kannst. Pass weiterhin auf dich auf – und zwinkere den Mechanikern nicht zu viel zu 😉 ( Du weißt ja was Oma gesagt hat!) LG Mama und Papa

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