Bye-bye Nordinsel

image

Aussicht auf „Whale Island“ – hier leben die Robben

Die Damen und Herren von „diveworks“ konnte ich tatsächlich am nächsten Morgen um kurz vor 8 am Büro abpassen, zwei Tauchtrips pro Monat, die Info stimmte. Ich war dann schon so verzweifelt, dass ich sogar einen Schnorcheltrip mitgemacht hätte, nur um mal gescheit ins Wasser zu kommen, aber auch da bis einschließlich Mittwoch ausgebucht… Dann sollte es eben nicht sein. Die Robben da können auch nicht halb so cool sein wie die auf den Galapagos. So. Ich brauch die nämlich gar nicht, so siehts nämlich aus! :-/


Stattdessen bin ich an dem Sonntag dann, nachdem ich mich auf einem richtigen Campingplatz eingemietet habe, damit ich mein Essen schonmal in den Kühlschrank machen konnte, meine Kühlbox war langsam am Ende, alleine wandern und schnorcheln gewesen. Ich habe eine schöne Wanderung an der Küste entlang gemacht, nicht ganz so spektakulär wie die letzte, aber mit tollen Aussichten immer wieder und ein gutes Trainingsprogramm – ich weiß nicht, wie viele Stufen ich an dem Tag gemacht habe. Runter zur Bucht, hoch die Klippen, runter zur Bucht, hoch zum Aussichtspunkt, runter zum Meer und hoch in den Wald – normalerweise ist das eine Wanderung, die man in eine Richtung macht und sich dann mit dem Bus zurückbringen lässt – da der aber Sonntags nicht fährt, bis ich etwa Dreiviertel des Weges bis zum Aussichtspunkt gelaufen und dann wieder zurück. Die erste (oder letzte) Bucht sollte am schönsten sein zum schnorcheln, da hab ich dann eine Weile Pause gemacht, bevor ich die letzte viertel Stunde zum Parkplatz zurückgelaufen bin. Machte eine kleine Wanderung von ca. 2,5h insgesamt. Das Schnorcheln war auch hier enttäuschend. Ich hab keinen einzigen Fisch gesehen, bin aber irgendwie in einem Kelp-Beet gelandet (so Algenzeug), was für Schnappatmung im Schnorchel gesorgt hat und mir die Lust gründlich verdorben hat… 😉 Highlight des Tages war die saubere Dusche mit warmem Wasser zurück auf dem Campingplatz und ein Sack voll Maracujas, für die ich auf der Straße eine Vollbremsung hingelegt habe… 😁

image

Morgens hatte ich beim Einchecken eine andere Fr. Friz getroffen und nach dem Gespräch mit ihr hab ich die Südinsel nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Weil da ist ja alles besser, da kann man Wein kaufen, der schmeckt (ich hatte bisher 2 Flaschen gekauft und war von beiden enttäuscht – viiieel zu süß), da kann man tauchen gehen, wenn man will, da kann man schnorcheln und was sehen und die Weingüter sind eh viel cooler. Nach einer Telefonberatung mit Tobias am Montag morgen war dann klar – ich wechsle doch jetzt die Inseln, suche nicht rund um Napier/Hawkes Bay nach nem Job, sondern fahre runter. So bin ich dann nach einer weiteren Dusche, muss man nutzen, sooft es geht, gestartet. Da ich schon so weit im Osten war, hab ich mich für den Weg die SH2 entlang entschieden. Am ersten Tag kam ich bis da. 150km vor Napier, ich habe unterwegs ein paar Stopps gemacht, um mir mit kurzen Wanderungen die Beine zu vertreten. Ich musste gegen meinen Wadenmuskelkater vom Vortag ankämpfen… Die erste musste ich zwar abbrechen, die Brücke war gesperrt (har, kein Wunder, wenn man sich diese Seilschellen und Umlenksättel anschaut! 😉), imagedafür hat mich extremer Pfefferminzgeruch zu einen Eck geführt, wo ich fleißig sammeln konnte – mal was anderes als mein ständiges Leitungswasser. Bei der nächsten Wanderung musste ich dann über eine Hängebrücke. Und nein, mir ist dabei gar nicht wohl. Never ever hat der Erbauer da alle Lastfälle, die auftreten können, berücksichtigt!! Danach stand man in einem Märchenfarnwald, das ist so krass, man fährt durch eher ödes, gelb-Braun vertrocknetes Weideland, läuft 5m und -schwups- mittendrin im Dschungel… Auf dem Rückweg hab ich dann noch gedacht, ein Flugzeug will auf mir landen – kurz wollte ich Willi in den Graben lenken… Das Tal war wohl ganz schön eng, da musste dieses Teil einen engen Bogen fliegen. Das Flugzeug hat irgendwas gespritzt, ist also mehrmals gestartet und gelandet – ich konnte noch Bilder und Videos machen. Unterwegs wollte ich dann noch einen Fotostopp machen, war schön wenig los und das Licht gut, aber als ich dann so auf mein Autodach gekletterte war, war die Sonne weg und ich konnte die geplanten Bilder nicht machen. Aber zum Beweis gabs zumindest ein Selfie… 😉

image
Um kurz nach sieben hab ich mir dann einen Campingplatz gesucht, wo ich das erste Mal mit 2 Leuten in ein richtiges Gespräch gekommen bin… War sehr nett!
Der erste war ein vielleicht knapp 40jähriger Waliser, Maschinenbauingenieur, seit 4 Jahren hier in NZ lebend, hatte eine Bar in Auckland, sie verkauft, Wohnung aufgelöst und reist jetzt erst einmal ein bisschen in NZ, mit seinem Hund. Ein „richtiger Kerl“, groß, breit, tätowiert, Riesenhund – und strahlte eine unheimliche Traurigkeit aus. Ich weiß nicht, was da genau war mit seiner Bar, aber ich kam nicht umhin, Mitleid mit ihm zu haben. Er sagte z.B. „Es ist ein schmaler Grat zwischen Zeit für sich zu haben und in seinen eigenen Gedanken gefangen zu sein“ oder zum Thema Kontakt finden „auf den meisten Campingplätzen ist es doch so: alte Leute oder keine Leute“… Wahre Worte, aber positiv ist anders… Nachdem ich mich mit ihm ein bisschen unterhalten hatte während dem Essen/dem Kochen, kam ein anderer noch dazu. Mitte 40, Neuseeländer, Lehrer. Wohnt normalerweise in Gisborne, ist aber immer so 1-2 Wochen an verschiedenen Schulen in der Region und gibt Unterricht zu sowas wie Konfliktbewältigung, Ernährung, Drogen usw. Dann wechselt er wieder die Schule usw. An dem Abend hat er sich die Heimfahrt gespart und ist deshalb auf dem Campingplatz geblieben, die Schule war grad nebenan. Nachdem sich der Walise mit seinem Hund verabschiedet hatte, habe ich noch ziemlich lange mit dem Lehrer gesprochen. Das war ziemlich gut, er hat versucht, sich so auszudrücken, dass ich es verstehe, hat mir mit Wörtern weitergeholfen, die ich nicht kannte, hat alle meine hundert Fragen beantwortet und war dadurch, dass er Neuseeländer ist, aber vielleicht nicht der typische, genau der richtige, wenn es um die Fragen der Maoris in der Gesellschaft zB ging. Ich mein, wen kann man schon fragen, wie sich die „westlichen Siedler“ jetzt hier nennen, ohne das das irgendwie komisch kommt?! (Er benutzt das ursprüngliche Maori-Wort zur Bezeichnung von seinen Leuten, was wörtlich übersetzt „neue Leute“ heißt. Manche „Weiße“ mögen das Wort nicht, aber ich fand seine Begründung sinnvoll und habe außerdem keine Lust, die ganze Zeit von westlichen Einwanderern oder gar „Weißen“ zu schreiben… Pakeha) Außerdem habe ich sehr viel über Bienenzucht gelernt, er hat ein Bienenvolk imageund macht seinen eigenen Honig – ich hab mich am Ende nicht getraut, zu sagen, dass ich gar keinen Honig esse – und so wartet jetzt ein halbes Kilo bestimmt supertoller, ohne Behandlung handgeernteter Honig auf Tobias… Und ich weiß jetzt, dass Neuseeländer 200 Worte pro Minute reden, wenn sie reden, und damit die am schnellsten sprechenden Englischsprecher sind.
Er sagt, er hat viele Maori-Freunde, was aber hauptsächlich an seinem Job liegt (und sicherlich auch daran, wie er ist), generell bestätigte er aber meinen Eindruck, dass die beiden Gruppen eher getrennt bleiben – auch wenn es viele gemischte Ehen gibt und wohl schon immer gab. Wie das dann funktioniert ohne Mischung hab ich nicht ganz begriffen. Die Statistik sagt auch, dass Maori die schlechtere Ausbildung haben, die Wahrscheinlichkeit von Kriminalität, Gefängnis, Depression höher ist und auch die Selbstmordrate sehr hoch ist.
Und er wählt gegen die neue Flagge, nicht, weil er die alte toll findet, sondern weil ihm die -Zitat- „Propaganda“ zur neuen Flagge gegen den Strich geht. Er findet, in der neuen, globalisierten Welt, sollte man überhaupt keine Flaggen mehr haben, sieht in ihnen ein unnützes Zeichen überzeichneten Nationalstolzes.
Ihr seht, wir hatten ein interessantes Gespräch quer über alles mögliche!

Der heutige Tag war dann mehr oder minder ein reiner Transporttag. Ich bin zwischen 400 und 500km gefahren, gestartet bei 30Grad in der Sonne, am Meer, über Sturm und Regen gelandet bei jetzt wohl so da. 15Grad kurz vor Wellington. In Napier habe ich einen Versorgungsstopp eingelegt, aber sonst nicht arg viel angeschaut. Napier ist die größte zusammenhängende Art-Deco-Stadt der Welt (?). Ein Erdbeben hat hier 1931 (?) die komplette Innenstadt zerstört und beim Aufbau war halt das grad in. Die Pastellfarben der Häuser kommen übrigens daher, dass die wenige vorhandene bunte Farbe gestreckt wurde. Es hat mich stark an Miami erinnert, mit den Palmen, den Boulevards und eben den Art-Deco-Gebäuden, aber war jetzt auch nicht so, dass ich noch ewig bleiben wollte. Also habe ich eingekauft, getankt, hab das i-Site meine Fähre buchen lassen und war noch bei Kathmandu – ein Auseinandernehmen von Willi hat meine Stirnlampe auch nicht wieder auftauchen lassen – keinen blassen Schimmer, wo die abgeblieben ist. Und, super, die hatten grade Sale und 50% Rabatt. Ich mir also eine Lampe für 40 statt 80$ rausgesucht, eine Mütze fürs Arbeiten mit Rand wegen der Sonne und ein paar wasserdichte Beutel. An der Kasse dann die Frage, ob ich „Key Summit Mitglied“ sei. Nö. Dann Pech, die Rabatte gelten nur für die Mitglieder, für nicht-Mitglieder erst ab Donnerstag. hmpf. Ich könne aber für 10$ Mitglied werden. Naja, immernoch günstiger und ich brauchte die Lampe – nu denn. Sie fleißig meine Spammailadresse aufgeschrieben, mir eine Frage gestellt, die ich nicht ganz verstanden hab (ob ich irgendeine bestimmte Art von Kunde sei) und hinterhergeflüstert „sagen sie einfach ja!“ Ok, natürlich ist die Antwort: ja! Und dann hat sie mir die Mitgliedschaft geschenkt! Und als die Kollegin von der anderes Kasse sie ungläubig angeschaut hat, hat sie gesagt: „What?! She’s so lovely!“ So siehts aus, ich bin nämlich unheimlich lovely, da kann man mir ruhig mal was schenken… 😉
Auf der Anfahrt nach Napier kam ich übrigens ganz schön ins Schwitzen: ich bin mit nur einem Viertels Tank los, war mir zu teuer in dem Ort, wo ich geschlafen hab und ich dachte ehrlich gesagt, ich bin näher an Napier, und als ich dann schon auf Reserve unterwegs war und noch gut 30km von Napier weg, war die Straße gesperrt wegen einem Unfall und ein Feuerwehrmann hat uns auf irgendeine Schotterpiste umgeleitet… DA wollte ich nun wirklich nicht liegenbleiben. Aber mit Reserve kommt man ja noch bis Donaueschingen und zurück, gell, da war das natürlich überhaupt kein Problem und ich kam noch an… 🙂
Highlight des Tages heute, als ich beim Wegfahren von dem Campingplatz den Wasserschlauch mit dem Schild „Carwash only“ entdeckt hab. Ich wollte den Staub von den vielen Schotterstraßen eh irgendwo abwaschen und Auto von außen putzen ist super und so bin ich fröhlich mit dem Wasserschlauch um meinen Van gesprungen, hinterher waren Willi und ich sauber… 😄

image

Diesen Autoaufkleber will ich auch!!!

So, jetzt sitze ich hier also ein paar km vor Wellington in einem Nationalpark (der übrigens die Location von Rivendell in Herr der Ringe war – ich hab keine Ahnung, aber vielleicht kann irgendjemand mehr damit anfangen), werde morgen Mittag zur Südinsel übersetzen (und dabei hoffentlich den Blog veröffentlichen können) und bin gespannt, wie schnell ich einen Job finde!
Euch Danke auch noch für die vielen Kommentare, ich freu mich jedesmal, wenn mir mein Mailprogramm sagt, dass ich einen neuen bekommen habe!

 

image

Es winkt – die Nicole

 

PS: kleiner Nachtrag, weil ich heute morgen noch ein bisschen im Park unterwegs war: Rivendell ist das Elbental oder der Elbenort halt. Und ich bin heute Morgen noch am Drehplatz gewesen – man sieht nicht wirklich was, wurde ja alles wieder abgebaut hinterher, aber als ich gegangen bin, kamen zwei Minibusladungen voll Leute auf „Movietour“. Na dann… 😄

3 Gedanken zu „Bye-bye Nordinsel

  1. Hallo Nicole!!
    …unglaublich was du alles hier zum Besten gibst – für uns homies ist das Lesen schon ein tolles Abenteuer!
    Wie du dich auch muttig allem stellst, reist ohne schickes Röckchen ins Ausland (ja selbst das Lesen deiner Packlisten lässt einem schunzeln 🙂 ), kapitulierst nicht vor geschlossenen Einrichtungen oder vor nicht besetzten Telefonen – bleibt dir ja auch nichts anderes übrig als dich dem ‚easy going‘ anzupassen – außerdem hast du ’noch‘ Urlaub!
    Genieße das Land und die Leute, und halte uns mit tollen Bildern und äußerst kreativen Berichterstattungen auf dem Laufenden.
    …paß auf dich auf…
    Schöne Grüße

    IRene

  2. Hallo liebe Nicole!
    Es macht sehr viel Spass durch deine tollen, langen Berichte deine Reise zu verfolgen! 🙂 Da ich gerade mit einer Erkältung zuhause liege, habe ich auch ganz viel Zeit und muss nicht wie bei eurer Weltreise Nachtschichten einlegen, weil ich mit Lesen nicht hinterher kam 😉
    Lg Anika

  3. Na siehst Du, Papas Weisheiten bezüglich Reservetank
    haben selbst auf Neuseeland ihre Gültigkeit.
    ich wünsche Dir das es auf der Südinsel nicht so holprig
    läuft wie bisher. freu mich jedesmal riesig über einen neuen
    Eintrag im Blog.
    Mach`s gut und pass weiterhin auf Dich auf.

    L.G. Papa

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert