Da jetzt mal wieder ein neuer Abschnitt meiner Reise ansteht, ist es an der Zeit für einen neuen Blogeintrag. Mit dieser Woche endet meine Zeit als Weinberg-Arbeiterin erst einmal. Evtl. werde ich im Juni oder Juli nochmal in einer anderen Gegend auf ein Vineyard zurückkehren, aber vielleicht auch nicht…
Die Lodge hatte sich dann vergangenen Montag nicht mehr zurückgemeldet, ich bin umsonst den ganzen Tag nervös um mein Handy herumgeschlichen. Auch Dienstag kam keine Rückmeldung, da habe ich versucht, Paula, die Verantwortliche dort, telefonisch zu erreichen. Als das auch nicht geklappt hat, habe ich Mittwoch dann eine Mail geschrieben, in der ich darum gebeten habe, mir jetzt mal zu sagen, wie der Stand ist und angeboten habe, im Zweifel zum Testarbeiten zu kommen (ich wusste ja, dass ich die richtige für den Job war…😉). Die Antwort Donnerstag früh war, wie zu erwarten war: kein Job für mich. 🙁 Immerhin hatte ich dann eine Gewissheit. Das Hoffen und nicht richtig Wissen, wie es weitergeht, hat mir die Woche über ein bisschen zugesetzt.
Der anvisierte Termin mit einer Vermittlerin am Mittwoch hat sich ebenso zerschlagen wie das Bootsstreichen – leider. Die Arbeitsweise hier, das hat sich durch sämtliche Bereiche und Agenturen durchgezogen, mit denen ich Kontakt hatte, ist nichts für mich. Gefühlt hört keiner dem anderen zu, niemand liest irgendwelche Nachrichten richtig und verlassen kann man sich auf das wenigste. Ist das „typisch Kiwi“, diese Art? So wie ich „typisch deutsch“ arbeite?!
Dienstag, Mittwoch und Donnerstag haben wir (Pollmi und Marie sind doch noch ein paar Tage länger geblieben) bei der Ernte geholfen. Leider war das immer nur von Tag zu Tag klar, ob es Arbeit hat und auch immer mit unterschiedlichen Gruppen/Supervisorn. Da wurde auch mal wieder deutlich, Arbeitsspaß steht & fällt mit den direkten Vorgesetzten (und deren Orga…)!
Allgemein fand ich es super, dass ich noch bei der eigentlichen Ernte mithelfen konnte, so richtig mit Schere und Kübel, wie man es sich vorstellt. Die Spätburgundertrauben, die wir am ersten Tag geerntet haben, waren auch die besten dunklen Trauben, die ich jemals gegessen habe. Der Hammer, wie süß, der Wein muss genial werden! Wir waren knapp über 20 Leute und in etwa viereinhalb Stunden haben wir 12to Trauben geerntet (Dh, wenn ich mal ziemlich optimistisch eine gleichmäßige Verteilung annehme, hab ich ca. 550kg Trauben geschnitten…) Danach war auch -zum Glück- Feierabend, ich hatte abends das Gefühl, nicht mal mehr meine Gabel halten zu können… So ist es, wenn Bürostuten denken, sie können aufs Feld! 😄 Meine kleinen Männchen auf den roten Blutkörperchen hatten also mal wieder die ganze Nacht ordentlich zu tun. Dieser erste Tag war auch total organisiert. Die Gruppe von Erntehelfern, bestehend aus Vanuten und Backpackern, wurden vom Supervisor meiner Agentur ‚beaufsichtigt‘, außerdem war noch ein Vertreter des Weinguts mit dabei, der mit klaren Ansagen, einer genauen Vorstellung, wie es laufen soll und zu Beginn mit einem Lob über die Arbeit vom letzten Erntetag geglänzt hat. Die leeren Kübel waren sinnvoll entlang der Reihe verteilt, jeder wusste, was er zu machen hat. Der Supervisor ging durch die Reihen und hat (zumindest mir, offensichtlich wars nötig…) Tipps gegeben und ansonsten mitgearbeitet. So gehört sich’s!
Und meinen Sturz, weil ich so schnell sein wollte wie die Vanuten, über meine Beine auf den Rand meines Korbs hat fast keiner gesehen – wenn ich nicht ziemlich große ‚Beweisstücke‘ an meinen Unterarmen hätte, könnte ich es glatt vergessen… 😉
Natürlich gab es auch hier, wie schön die Wochen davor, ein Dixieklo am Rand, so dass niemand zwischen den Rebreihen verschwinden musste…
Tags drauf waren wir in einem anderen Team und bei Sonnenaufgang am Rand des Blocks, den es abzuernten galt, mussten wir uns erstmal das Lachen verkneifen: hier startete der Tag mit einer gemeinsamen Gymnastikrunde! Teils mit Übungen, die meiner Hand wirklich gut taten, teils mit unsinnigem Bein-in-die-Luft-strecken versuchten wir unter dem strengen Blick der Supervisorin nicht umzufallen… Aber das wars dann auch schon mit Positivem: die Supervisorin war eine schreiende Hexe, ständig hatten wir keine leeren Kübel mehr, so dass wir unsinnig viele Pausen machen mussten (die wir natürlich wohl nicht bezahlt bekommen…), anstatt wie tags zuvor mit je 3 Leuten je Seite + Reihe haben wir hier mit ca. 10 Leuten je Reihe gearbeitet – ich glaube, ich war mehr am Laufen als am Ernten… So haben wir für die 9to länger gebraucht als für die 12to am Vortrag. Aber immerhin hat sich der Körper ein wenig an die ungewohnte Arbeit gewöhnt, die Zipperlein wurden zumindest nicht schlimmer.
Am Donnerstag war ich dann, nach dem frühen Dämpfer der Absage der Lodge, ziemlich froh, dass wir wieder mit dem Team des ersten Erntetages zu diesem Weingut konnten. Und ja, da waren wieder unsere besseren Körbe, die bessere Orga und der nette Weingutvertreter, der einen Backpacker höflichst darauf hinwies, dass ihr Weingut smokefree sei, er bitte deshalb seine Zigarette ausmachen solle und überhaupt, Rauchen sei nicht gesund für ihn. 😁 Auch hier standen 12to an, allerdings fuhren wir nicht, wie an den anderen Tagen und wie erwartet, danach in den Feierabend, sondern es ging für die Backpacker noch auf ein anderes Weingut, wo wir zu einer neuen Gruppe dazugestoßen sind und weitere 7to Trauben geerntet haben. Auch hier eine Hexe von Supervisorin, die den lieben langen Mittag nichts anderes gemacht hat, als sinnfrei bis vier zu zählen, rumzubrüllen, ignoriert zu werden und sich um Gras sitzend Zigaretten zu drehen. Und die Gruppe, die seit 8h morgens mit ihr gearbeitet hatte, bekam um halb 2 ihre erste 15min-Pause!
Das war das erste Bio-Weingut, auf dem ich war, der Unterschied war deutlich: viel kleinere Trauben, ein Haufen Gras und Unkraut, das bis zu den Trauben wuchs und viel mehr Viechereien, als in den anderen Reben. Mir hat das Wissen geholfen, dass es hier in Neuseeland keine gefährlichen Tiere gibt, auch wenn ich nicht begeistert war, wenn ich wieder eine Spinne auf meinem Handschuh Richtung Arm klettern gesehen hab. Um kurz nach 5 war Schluss und ich mehr als erleichtert…
Pollmi und Marie hatten für den Freitag ihre Abreise geplant, ziemlich platt haben wir uns zum Abendessen eine Flasche Kiwi-Cider gegönnt und sind ins Bett gefallen. Freitag war keine Ernte, ich hatte auf eine morgendlich SMS gehofft, wurde aber enttäuscht. Und als dann irgendwann der Anruf kam, dass ich zu dem Weingut der ersten beiden Wochen fahren könnte, hatte ich keine Lust mehr. Dieses hin und her, da kann ich nicht mit umgehen.
Gut, denn: gegen Mittag kam nochmal eine Mail der Lodge, sie wären ‚definatly interested‘ an mir und ob ich ne Nummer hätte, auf der sie anrufen könnten. Gut, die stand zwar schon in der Bewerbung und auch in der Mail von Montag, aber ich will ja nicht kleinlich sein… Kurze Zeit später klingelte tatsächlich mein Handy, Paula daran, die ohne Umschweife zugab, dass sie am Telefon mein Englisch testen will. Schluck. Aber sie war zufrieden mit mir, entschuldigte sich nochmal für das hin und her (das Management, das Management) und wir vereinbarten Arbeitsbeginn am Montag für den ganzen April! 😃
Ich bin total happy, die Lodge liegt ja ab vom Schuss, ich bin mir sicher, die Arbeit liegt mir und ich bekomme erstmals ein bisschen über Mindestlohn! Einzige Wermutstropfen sind, dass ich Willi für 4 Wochen stehenlassen muss (der wurde schon ein bisschen mein Zuhause in der Zeit) und die schlechte Internetverbindung dort. Aber hej, das kann man aushalten, oder?!
Vormittags wird hauptsächlich Zimmerreinigung anstehen, zwischendurch soll ich wohl Gäste in Empfang nehmen und verabschieden. Das ‚bathhouse‘, in dem man Massagen dazubuchen kann, soll mein eigener Verantwortungsbereich werden. Ich gehe nicht davon aus, dass ich massieren lerne 😉, ich denke, es geht um die Reservierungen entgegennehmen und das Herrichten der Räume vor und nach einer Massage. Mein eigenes Zimmer inkl. Mitbenutzen von Bad (unbegrenzt und kostenfrei warme Duschen!!), Küche und Waschmaschine kostet mich in der Woche nur 70 Kiwidollar, bezahlt bekomme ich alle Stunden, in dem angeschlossenen Café/Bistro bekomme ich tagsüber 50% und abends 30% Rabatt, wenn ich dort essen will. Endlich wieder Flat White, seit ich arbeite, hatte ich mir diesen Luxus nicht mehr gegönnt! 😄 Ich rechne mit ca. 6-9h Arbeit je Tag, da bleibt hoffentlich auch richtig was liegen in der Zeit!
und wer neugierig auf meine neue Arbeitsstelle ist: hier ist die Homepage der Lochmaralodge
Da am heutigen Samstag wegen Regen morgens der Erntetag beim guten Weingut abgesagt wurde, ist hiermit meine Karriere als Weinernter also erst einmal vorbei und ich kann diesen Beruf heute Abend feierlich bei „meine bisherigen Jobs“ eintragen. Ich nutze die verbleibenden Tage, bis ich Montag früh mit dem Boot übersetze, zum Faulenzen, Wäsche machen, Überlegen, was ich für ca. eine Woche essen brauche (einkaufen bedeutet halt mit dem Boot in die Stadt fahren, ich weiß nicht genau, wie oft ich das tun kann), Willi putzen (wenn ich wieder einziehe, ist ja dann auch schon Tobias da – da muss man schonmal aufräumen, man will ja einen guten ersten Eindruck machen…) und Auskundschaften des Platzes, auf dem ich Willi parke für die Zeit. Außerdem werde ich mich an meinem ersten do-it-yourself-Haarschnitt versuchen, seit ich mir mit ca. 12 Jahren einen asymmetrischen Pony zugelegt hatte und versuchen, meine Hände mit selbstgemachter Rubbelpaste aus Babyöl, Honig, Zucker und Zitrone von den Spuren harter Arbeit zu befreien.
Ihr werdet wieder von mir hören, ob meine Erwartungen erfüllt wurden, ob ich einem Leben ‚abseits der Zivilisation‘ gewachsen war, ob ich jetzt doch Rücken einrenken kann und ob es in der Lochmarabay auch Haie gibt.
Bis dahin,
Die Nicole
Huuuuuuu!!!! STRIKE!!!!
Jetzt hab ich schwitzige Hände! Megamegamega!!! Ich werd den Rest des abends Bilder der Lodge bestaunen und googlemaps gucken und hab schon jetzt Sehnsucht, weil, nämlich, so können wir uns weniger lesen, oder? Oder reicht www wenigstens für whatsapp?
Hier isses Sonntag abend – also bei dir grad Montag früh? Setzt du wohl grad über? Huuuuuuu!!! 🙂
Olli und ich haben dieses Wochenende das Schwabenland und die Alb unsicher gemacht, huiuiui, Kulturschock über Kulturschock für uns in den vergangenen sechs Wochen, lol, komm bloß gut wieder heim, es ist auch hier wirklich seeehr schön (ja, also wenn auch nicht gleich ganz sooo schön wie die Lodge, hüstel)…
Umarmung, wir freuen uns nen Keks für dich,
Judith und Olli
Super coole Anlage, Mama will sie schon in Ihrem Büro verkaufen.
Tipp von mir: Gib alles, zeig was Du drauf hast, damit ich bei meiner
nächstjährigen Urlaubsbuchung 100 % Rabat bekomme.
Liebe Grüße Papa
Auf der Homepage der Lodge sind wirklich jede Menge coole Möglichkeiten beschrieben und auch so sieht alles top organisiert aus… Beim Lesen hat sich meine eh schon extrem hohe Vorfreude auf dich und NZ noch weiter gesteigert… Bin jetzt sooooo gespannt, was du nächste Woche davon berichtest… Wünsche dir einen guten Start!!! GuK Tobi