Immernoch: Lochmaralodge

Nachdem ich jetzt einige Zeit nicht mehr geschrieben habe, ist es mal wieder Zeit für ein Lebenszeichen… Allerdings passiert hier nun auch nicht so unglaublich viel…

Neben dem Zimmermachen habe ich ein bisschen mehr Aufgaben bekommen inzwischen, ich bin jetzt an der Endstation des ‚Flying Fox‘ ausgelernt und kann das alleine machen (und inzwischen haben wir fast jeden Tag welche), ebenso das Willkommenheißen der Gäste am Steg und zum Zimmer führen und im Bathhouse hab ich schon Routine. Diese zusätzlichen Aufgaben machen die Arbeit ein bisschen interessanter, den ganzen Tag stier Betten machen und Bäder putzen ist nun nicht sonderlich aufregend… Aber dadurch, dass diese anderen Bereiche komplett in meine Verantwortung gegangen sind, fühle ich mich ein bisschen mehr gefordert und habe den Anreiz, ‚meinen Bereich‘ besonders gut zu machen. Ich bin einfach zu motivieren, wenn man weiß, wie man mich anpacken muss. 😉

Ranking of the week: Tätigkeiten beim Zimmermachen (von ‚mach ich gerne‘ zu ‚Versuch ich mich, drum zu drücken‘):

  1. Betten beziehen (inkl. 2 Laken und 2 Bettdecken) – mein ‚Liebling‘, sauber, trocken, und am Ende sieht es hübsch aus
  2. Küche machen (Geschirr abspülen, Kühlschrank & Schränke & Mikrowelle wischen, Edelstahlarbeitsfläche und -Becken polieren)
  3. Bad putzen (am schlimmsten sind die Edelstahlduschwannen in vier der Zimmer – wer immer sich das ausgedacht hat, hat sie davor noch nicht geputzt…)
  4. Fenster putzen – ich hasse das Mikrofasertuch, das an meinen Schrunden hängenbleibt
  5. Staubsaugen & Wischen  – es ist mir ein Rätsel, wie manche Leute gern staubsaugen können… Es ist laut, ich fange an zu schwitzen, mein Rücken tut mir weh, man braucht gefühlt ewig und der Staubsauger selber bleibt ständig am Kabel hängen oder ich stolpere über das Kabel
image

Der Blick aus dem Bathhouse früh morgens

Der Check-Out hier ist um 10, ich fange irgendwann zwischen 7 und 10 an – das hängt davon ab, ob es noch Sachen vom Vortag zu erledigen gibt bzw. ob irgendwelche Gäste vor 10 das Zimmer verlassen. Wenn es am Abend ein spät gebuchtes Bad gibt, kontrolliere ich nachts in der Regel nur nochmal, ob die Kerzen aus sind, lasse das Wasser ab und schließe ab und putze dann früh am nächsten Morgen. Man sieht aus dem Bathhouse die Sonne hinter den Sounds aufgehen, ich hab da (und nur da, weil ich sonst ja nicht alleine bin), meine Musik mit mir und kann schön stressfrei alles wieder hübsch machen. Danach bin ich dann auch frühstückshungrig und dann wird ‚richtig‘ in den Tag gestartet.
Wie ich im letzten Eintrag schon geschrieben habe, ist das hier eine Ecolodge. Neben den schon angedeuteten natürlichen Putzmittel (genauer Essig und Zitrone, sonst nur Handkraft) werden keine Plastikmülltüten verwendet, sondern der Müll mit Zeitungspapier ausgelegt. Hmmm, lecker… Die Essenreste (aus den Räumen und dem Restaurant) gehen extra und werden den Hühnern und den Schweinen verfüttert. Man findet hier auf dem ganzen Gelände unheimlich viele Tiere, ich hab immernoch nicht alle gesehen – Heute habe ich zB erfahren, dass es hier ein Alpaka gibt… Mittags werden die Tiere gefüttert, die Gäste können dabei sein- es beginnt mit den Hühnern&Schweinen (die übrigens besondere neuseeländische Schweine sind, am besten als Mopsschweine zu beschreiben), geht weiter mit den Aalen (die neuseeländischen, ihr erinnert euch an „Eddie, the Pet Eel“, der nicht wie ein Aal bei uns aussah) und endet mit den Papageien, den Kakariki. Die werden hier in einer Aufzuchtstation gehalten und wieder ausgewildert, das und die nachher beschriebene Tierrettungsstation wird gemeinsam mit dem DOC, das Ministerium zur Erhaltung von allem, die auch die Wanderwege machen und die günstigen Campingplätze haben, betrieben.
Ich war noch nicht bei den Feedings, normalerweise arbeite ich, an meinem ersten freien Tag war ich ja wandern zu der Zeit und an meinem zweiten freien Tag hab ich es schlicht vergessen – am dritten freien Tag wird es so weit sein! Stachelrochen gibt es hier, wie in den ganzen Sounds, zuhauf. An einer Stelle an der Bucht stehen Kühlboxen mit Fisch(Resten) drin, so kann jeder, wann er will, die Stachelrochen füttern. Haie habe ich hier noch keine gesehen, aber es soll Delfine und Robben geben – auch die werde ich an meinem dritten freien Tag versuchen, aufzuspüren (mit den Kajaks, die hier zur freien Verfügung sind.) Außerdem hat es -ich weiß nicht, wieviele- Hängematten hier, man findet immer eine, die schön gemütlich abseits des Rummels zwischen zwei Farnbäumen spannt.
Die ganze Lodge ist eigentlich eine riesige Einladung, draußen zu sein und die Natur zu genießen.
Meine ursprüngliche Einschätzung von nur Leuten 60+ stimmt so übrigens nicht… Es gibt nur vereinzelte jüngere, kinderlose Paare, aber ansonsten bunt gemischt. Uns Zimmermädchen bleiben wenigstens die schlimmsten aller Gäste, die allein geschäftsreisenden Männer (jaja, das sind die schlimmsten Schweine!) erspart, aber nun, die Familien mit Kindern sind manchmal nicht viel besser – ob die Leute sich nur deshalb so verhalten, weil endlich mal wer anders putzt und sie deshalb keinen Bock haben, ihren Kindern Benehmen beizubringen?!
Die FlyingFox ist ein Meistewerk der Bastlerkunst (Ingenieure waren definitiv keine am Werk…): das Rostige Stahlseil spannt über zwei Metallstützen (aufgestellt von jemandem, der noch nie von einer starken Achse eines Stahlprofils gehört hat…), die Bremse ist ein auf dieses Stahlseil aufgezogener alter Reifen (den ich nach jedem Durchgang per Augenmaß des Gewichts der nächsten Person an die hoffentlich richtige Stelle ziehe), zum Absteigen ziehe ich eine Art Wagen auf alten Eisenbahnschienen unter die Person, und die Konstruktion, auf denen die Gäste sitzen, wird mir einem umgebauten Fahrrad wieder auf den Berg hinauf gestrampelt. Alles in allem sind das meine 30-60min Workout des Tages! 😉

Es gab zwei besondere Vorkommnisse in den letzten 2 Wochen:

Die eine war eine Hochzeit, die am Stachelrochen-Strand gemacht wurde. Ich habe die Braut leider nicht gesehen, aber durfte die Massen an leeren Flaschen aus den Zimmern räumen… Ich bin in der morgendlichen Kaffeepause hingeschlichen, da waren aber alle noch am Warten auf die Braut – die Schafe, die ich auf der Hochzeitwiese grasen gesehen habe und für eine eigenwillige Deko gehalten haben, waren, wie sich später herausgestellt hat, die der Lodge und aus ihrem Gelände ausgebüchst. 😉
Das andere war weniger erfreulich, an Paulas erstem freien Tag, den ich ohne sie hier war (in der ersten Woche waren wir zeitgleich weg), wankte mir, kaum, dass sich Paula auf das Vorabendboot nach Picton verabschiedet hat, eine blutüberströmte Frau entgegen… Ich habe noch nie so etwas in echt gesehen, ich wusste zuerst gar nicht, wo das ganze Blut her kam – später hab ich es dann gesehen. Jedenfalls habe ich sie auf irgendeine Treppe mitten zwischen den Recycling-Containers gesetzt/-legt, erst einmal Handtücher geholt, um sie auf die Wunde am Kopf zu drücken und habe dann über mein Funkgerät, was ich zum Glück immer bei mir habe, um abrufbereit für irgendwelche Aufgaben zu sein, einen Notruf losgeschickt. Leider ging das eine Weile, bis jemandem klar war, dass nicht ich einen kleinen Sturz hatte und deshalb die neu ankommenden Gäste nicht begrüßen kann, weil ich grad ein Pflaster brauch oder so, sondern ich hier einen echten Notfall habe… Natürlich wusste ich auch nicht, wer Ersthelfer ist, ich habe dann nach Ken gerufen, der schlussendlich auch der richtige war. Er strahlte eine unheimliche Ruhe aus, sobald er da war und hat alles weitere veranlasst – das Boot nach Picton konnte ich zum Glück noch aufhalten, so dass sie die Frau mitnehmen konnten und dort am Pier vom Krankenwagen abholen lassen konnten. Die 60jährige Frau war alleine auf dem Wanderweg, auf dem ich an meinem freien Tag war, unterwegs, als sie die Info bekam, dass das Boot eine Stunde früher, als sie dachte nach Picton, losfährt. Also ist sie losgerannt, dabei aber über eine Wurzel gestolpert und gefallen. Der Grund, warum da so viel, viel Blut war, war, wie sich später herausgestellt hatte (Paula ging am Tag drauf nochmal ins Krankenhaus), der, dass sie sich eine Arterie an der Stirn aufgeschlagen hatte…
Trotz allem Glück im Unglück, sie musste nach dem Sturz noch gute 25min zur Lodge laufen, wenn sie da oder beim Sturz selbst bewusstlos geworden wäre, hätte sie wohl so schnell keiner gefunden…

Ich bin jetzt schon über zwei Wochen hier und die Zeit verfliegt. Wenn ich noch länger hier wäre, könnte ich noch weitere coole Jobs übernehmen, zB mit dem Dinghi, dem Motorschlauchboot, die Leute von ihren Jachten abholen – das wäre toll gewesen! So ist es inzwischen schon so weit, dass der Abschied näher rückt. Shane, der Besitzer der Lodge, hat mich heute gefragt, ob es ok wäre, wenn er Paula und Ken, die normalerweise ihren einzigen freien Tag der Woche nie zusammen haben, einige Tage frei gibt, so lange ich nach da bin und „ich dann Paula wäre“. Das macht mich natürlich stolz, er scheint Vertrauen in meine Arbeit zu haben. Aber das wäre dann ja auch schon nächste Woche – es geht so schnell… Ich werde wahrscheinlich bis einschließlich dem Tag, an dem Tobias in AKL landet, arbeiten und dann am Montag direkt von der Lodge aus nach Nelson zum ihn abholen fahren – zumindest ist das der Plan gerade, die Pläne haben hier aber nie allzu lange Bestand…

Zu einigen eurer Kommentare: ja, Irene, es ist Arbeitsalltag, klar, bei einer 6-Tage-Woche und zwischen 7-9h Arbeit am Tag ist es so… Andererseits geht imagehier keine Zeit mit Fahren, einkaufen oder sonst was drauf: wenn ich aus meinem Zimmer komme, habe ich Arbeitsbeginn und wenn ich aus dem letzten geputzten Zimmer rausgehe, Feierabend (vorausgesetzt, niemand schreit über das Funkgerät nach mir, das darf ich erst gegen 20h ausschalten) – so bleibt trotzdem genügend Zeit, mal in ein Kajak zu sitzen, in einer Hängematte zu liegen, mit Banjo, dem Papagei, zu reden, und die Umgebung der Lodge zu genießen. Es ist also weniger Alltag als in der Zeit auf dem Vineyard, in der meine Tage nur aus Arbeiten, Duschen, Essen, Schlafen bestanden. Andererseits , imageKarin, machte mir die Arbeit selbst auf dem Vineyard mehr Spaß. Putzen ist jetzt nichts grad mein Hobby. 😉 die Nähe zum ‚echten‘ Kiwi-Leben macht das allerdings auch ein gutes Stück wett.
Alles in allem ein sehr guter Platz um sehr gutes Geld zu verdienen!

3 Gedanken zu „Immernoch: Lochmaralodge

  1. … also ich würde definitiv lieber zum Staubsauger und Mikrofasertuch als zur Rebschere greifen… aber jeder wie er mag! 🙂 Hauptsache ist doch, dir geht´s gut! Und das hört bzw. liest man… und freut mich sehr!!!
    Also lass es dir weiterhin gut gehen… nach Feierabend, zwischendurch und währenddessen 🙂

    Liebe Grüße, Karin

  2. Liebe Nicole,
    ja die Umgebung machts – egal was man schufften muss! Ich geh auch lieber ins Büro wenn die Sonne (mal) scheint – weil, ich weis ja es gibt den Feierabend!
    Bist ein fleißiges Bienchen, Helfer in vielen Lebenslagen, blutigen und unblutigen :-), Retter von Deko-Schafen, und kletterst auf der Zuverlässigkeitsleiter steil nach oben (gell Paula) wow! Am WE haben wir deine Eltern beim openDay des neuen Demenzzentrums getroffen, haben uns leider nur sehr kurz über deinen Blog unterhalten können, da ich mir mal ‚unsere Zukunft so in einigen Jahren‘ anschauen wollte – lol ! Als ich für Norbert das geeignete Domizil gefunden hatte 🙂 waren deine Eltern leider schon wieder weg!
    Dass dein statisch geschultes Auge so über einige Dinge hinwegsehen muss, ist glaube ich eine Herausforferung der besonderen Art. …aber wird schon halten!
    Wie hast du geschrieben…Pläne haben hier keinen so großen Bestand… wenn Plan A mal nicht funktioniert gibt es ja noch BCDE…! Das ist wohl easy going – nix deutsches!!
    Weiterhin gutes Leben mit vielen highlights….
    Grüße

    Irene

  3. Liebe Nicole

    Endlich! Ich habe mir schon ein bisschen Sorgen gemacht, dass du vor lauter Arbeiten keine Kommentare mehr schreiben kannst. Habe mich gerade in unserer Büroküche zum Mittagessen installiert und wie fast täglich deinen Blog aufgerufen – super – es ist wieder soweit – her mit den neuen News. Und jetzt habe ich mich entschieden, statt mich noch ein bisschen in der (noch immer sehr frischen) Frühlingsluft zu bewegen, dir zu schreiben :-).

    Wir haben ja so einige Gemeinsamkeiten, aber das Staubsaugen würde bei mir ganz klar an erster Stelle der Rankingliste stehen. Du hast halt einfach nicht das richtige Gerät 😉 und ohne Namen zu schreiben, weisst du ja für welche Firma ich hier Werbung mache ;-).

    Das mit den Schrunden und dem Mirkofasertucher kennen wir ja bestens in unserer Familie (seitens Maurer natürlich, richtige Arbeiterhände sind das). Auch Fanny leidet bereits darunter. Handschuhe würden Abhilfe schaffen, aber ich nehme an in der Ecolodge sind diese verbannt?!

    Schön, dass du so selbständig arbeiten kannst und man dir Vertrauen schenkt. Das macht doch vieles einfacher und selbst wenn der Job nicht so anspruchsvoll und spannend ist, macht man ihn dann trotzdem gerne.

    Frage zu den riesigen Aalen: stehen die zum Verzehr frei? Du weisst ja ich esse Aale sehr gerne und die sehen besonders lecker aus ;-).

    Die Geschichte mit der blutüberströmten Damen hört sich ja grusselig an. Gott sei Dank, warst du da – wer weiss wie das Ganze ohne dich ausgegangen wäre. Hast du ihre Kontaktdaten oder sie deine? Bin gespannt ob sie sich bei dir noch mal meldet ……..

    In wenigen Tagen kommt ja schon Tobi zu dir – ich freue mich richtig für dich auf diesen Moment. Das wird bestimmt einzigartig!!!!

    Zum Schluss noch ein paar News aus der Schweiz: Wir haben gestern beim Notar den Kaufvertrag für eine neue Wohnung unterzeichnet (160m2 – yes), mit einer 12 Meter auf 3 Meter grossen Terrasse. Der ganze Terrassenbereich ist von oben bis unten verglast (riesige Schiebetüren) und das alles direkt am Waldrand. Umzugstermin ist der 1. August. Nun sind wir dabei die aktuelle Wohnung zu verkaufen, somit verbringe ich die Abende und vor allem die Wochenenden mit Besichtigungen unseres Heims. Fanny bereitet sich auf das zweisprachige Abi vor. Mitte Mai geht es los. Eine Wohnung für sie in Lausanne haben wir noch nicht gefunden. Die Nachfrage dort ist enorm und die Preise mehr als verrückt.

    Ich wünsche dir weiterhin viel Spass bei deinem Abenteuer. Ich denke jeden Tag an dich! Danke wie immer für den tollen Eintrag und die Bilder (weitere folgen sicher noch ;-)).

    Bisous und bis bald
    Deine Getta

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert