Tobias ist gerade das schöne Wetter ausnutzen und Mountainbiken und ich sitze bei einem FlatWhite in der Spätherbstsonne – macht euch also auf einen längeren Eintrag gefasst! 😉
Gefühlt ist das Ende des Heaphy Tracks schon wieder Jahre her… Tatsächlich sind es gerade zwei Wochen, dass wir nach dem letzten Wandertag in endlich wieder frischen Klamotten, nach einer warmen Dusche, auf unserem sensationell günstigen Campingplatz saßen und den legendären Mr. Heaphy-Track höchstpersönlich trafen. Der Gute dürfte Ende 60 sein und ist der Begründer der Firma, die unseren Willi umgeparkt hat. Das Prinzip seines Unternehmens ist einfach: Schlüssel nehmen, morgens die knapp 500km zum anderen Trackende fahren und dann den Heaphy zurücklaufen – in anderthalb Tagen!!! So hat er das schon über 400 mal gemacht, wie gesagt, er ist gut über 60 und hatte inzwischen 3 Bypassoperationen… Eine Legende, von der man überall hört und liest! Umso größer die Überraschung, als wir ihm erzählten, dass wir den Heaphy gemacht haben und unser Auto umgeparkt haben lassen und er sagte: Well, I was that! So hatten wir zumindest nochmal die Gelegenheit, uns bei unserem Apfelspender zu bedanken! 😄
Den Tag darauf haben wir in den Opara Basins verbracht, einem Karstgebiet mit Höhlen, Urwald, Flüssen und Fossilien. Wir sind gemütlich ein paar kleinere Wege gelaufen, damit sich die Muskeln langsam wieder daran gewöhnten, Ruhe zu haben. 😉 Einige der Höhlen konnte man mit Taschenlampe selbst erkunden. Wir waren die einzigen, in dieser absoluten Dunkelheit (eine Höhle war ganz schön lang und kurvig, da kam kein Licht mehr rein), mit dem ständigen Getröpfel und dem Wissen, dass es in diesen Höhlen die 15cm-Durchmesser Spinnen gibt, war es ganz schön unheimlich… Abends gings dann noch runter die Westküste entlang, aus der ‚Stichstraße‘ raus – über 100 ziemlich kurvige Kilometer…
Das Wetter meinte es immernoch gut mit uns, wir hatten ungewöhnlich warm und meist trocken. Da aber für die Folgetage Regen an der Westküste angesagt war, beschlossen wir, tags darauf über den Arthur’s Pass auf die Ostseite der Insel zu flüchten – nicht ohne nochmal frischen Fisch mitgenommen zu haben. Den Reisetag und auf dem Pass selbst war es dann doch kühl und nieselig – unser erster nasser Tag. Eine kurze Wanderung gabs trotzdem, die Wälder voller Moos und Farn haben schon nochmal einen eigenen Reiz, wenn es überall plätschert und tropft und die Nebelschwaden zwischen den Bäumen durchziehen. Das ist halt wirklich super hier in NZ, man fährt irgendeinen Highway oder Pass, haltet an einem Parkplatz und hat dann die Auswahl zwischen unterschiedlichsten Wanderungen zwischen ein paar Minuten bis zu mehreren Stunden… Wenn nur das Zurückkommen ins Auto mit all den nassen Klamotten nicht wäre…
Da wir ziemlich spät waren durch die Wanderunterbrechung mittags, kamen wir erst bei Dunkelheit auf einem Campground an. Für 5$ pro Person gab es einen schönen Platz, Schafe als Nachbarn, warme Duschen, Toiletten und einen Aufenthaltsraum – das Fehlen von einer Kücheausstattung (einen extra Raum gabs) war nicht weiter dramatisch, Willi hat ja alles. Und so hatten wir einen sehr leckeren, günstigen Fisch und uns geschworen, häufiger an den Küstenstädten nach den versteckten Fischerläden zu fragen.
Den Tag darauf sind wir auf eine Halbinsel vor Christchurch gefahren, vulkanischen Ursprungs, und wollten Albatrosse und Delfine suchen. Auf Grund einer Namensverwechslung (diese ganzen Halbinseln hier, da kann man ja mal durcheinander kommen…) haben wir die Vögel zwar vergeblich gesucht und auch die Delfine wollten nicht bei uns hüpfen, aber die Landschaft und das französisch angehauchte Städtchen war trotzdem toll. Tobias wünschte sich mal wieder ein Zimmer, so dass wir in einem süßen Backpackerhostel geschlafen haben, wo uns dann eben auch das schon beschriebene Erdbeben überrascht hat. Ich bin immernoch beeindruckt, das ist einfach Wahnsinn, wenn man es kommen hört, bevor man es spürt und sich die Erde schüttelt…
Danach sind wir wieder langsam die Ostküste hoch in Richtung Marlborough Sounds mit einem Zwischenstopp in Kaikoura, einem Walort. Leider war in der kurzen Zeitspanne, in der wir dort waren, keine Waltour mehr frei, sonst hätte ich das gerne gemacht. So sind wir einen Küstenweg entlanggewandert und haben gehofft, so Wale zu entdecken. War leider nichts. In der Nacht wurden wir ziemlich durchgewackelt im Auto, es war extrem windig. Aber da es auch nachts noch fast 20Grad hatte, wurde wenigstens auch unsere Wäsche trockengepustet. 😉
Danach ging es mal wieder nach Picton auf den Campingplatz, auf dem ich so langsam Stammkunde bin. Tags darauf stand unsere Mountainbike-Tour in die Lochmaralodge an. Am Vorabend haben wir mit dem Fahrrad-Verleih nochmal alles abgesprochen (1 Bike frei, 1 Bike bezahlen, möglichst früh los). Wegen der Route waren wir etwas unsicher: der eigentliche MTB-Weg startet nicht in Picton, sondern gut 20km entfernt in einem kleinen Ort. Wir wollten eigentlich den Transport mit den Bikes dahin irgendwie organisieren, aber da das entweder kompliziert war (Nebensaison) oder bedeutet hätte, dass Shayne von der Lodge extra für uns die halbe Stunde mit dem Boot da hin fährt (und dafür ja bestimmt wieder kein Geld genommen hätte), beschlossen wir, dieses Stück einfach noch vor die eigentliche Tour dranzuhängen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl, ob ich mir nicht ein bisschen zuviel zugemutet habe, sind wir dann morgens zum Shop, wo uns Shayne mit einer Überraschung erwartete: wir mussten keines der Bike bezahlen! Ob er das eine Bike selbst bezahlt hat oder mit dem Radverleih nochmal irgendwas verhandelt hat – keine Ahnung. Jedenfalls waren wir ganz schön geplättet… Shaynes mehrmalige Nachfrage, ob wir sicher von Picton aus fahren wollen, hat meine Aufregung nicht gerade weniger gemacht. Bis nach Anakiwa ging es auf einer geteerten Straße immer der Küstenlinie in einem stetigen Auf und Ab entlang. Dieses erste Stück hat gut geklappt und vor allem die Abfahrten haben Laune gemacht (so lange ich die Vorstellung, wie mir die grobe Straße bei einem Sturz das Fleisch von den Knochen raspelt, verdrängen konnte – mir fehlte meine Schutzkombi!). Nach einer Pause ging es dann an das eigentliche Mountainbikefahren auf dem Wanderweg. Für mich war das immer wieder hart an der Grenze, was noch machbar war. Vor allem bergauf, wenn mir die Kraft für eine höhere Geschwindigkeit gefehlt hat, habe ich es nicht immer geschafft, da entlang zu fahren, wo ich wollte. Was zur Folge hatte, dass ich über Steine oder Wurzeln seitlich abgerutscht bin und ein paar mal sicherheitshalber lieber vom Rad gehüpft bin – besser als den Abgrund seitlich runter. Mit der Zeit konnte ich besser einschätzen, was für mich noch fahrbar war, so, dass es noch Spaß macht, und was ich lieber schiebe. Und so sind wir dann ganz gut durchgekommen. Tobias meinte zwischendurch, dass er mir so 400-500Höhenmeter auf dem MTB zutrauen würde. Naja, bis Anakiwa waren es schon über 300… Da wir gut in der Zeit lagen (das letzte Boot um 4 sollte ja unsere Räder wieder mit raus nehmen), beschlossen wir, den ca. einstündigen Abstecher zum Lookout, auf dem ich in meiner ersten Lodgewoche schon war, noch zu machen. Ich hab mein Bike unten gelassen, Tobias ist mit mir hochgelaufen und dann runter gefahren. Und dann stand nochmal mit der schönste Teil der Strecke an, der Weg zur Lodge, alles fahrbar und stetig bergab. 😁 so sind wir um kurz vor halb 4 in die Lodge eingefahren und direkt Paula in die Arme – ein Glück, das Boot wurde nämlich eine halbe Stunde vorverlegt, war also eine Punktlandung.
Nach einem Belohnungskaffee ging es dann erst einmal unter die Dusche, wir waren ziemliche Schweine. Am Ende standen ca. 1000 Höhenmeter und knapp 50km auf dem GPS, weit mehr als Tobias und ich mir zugetraut hätten. So war ich ganz schön stolz, zumal ich gar nicht soooo ko war. Abends haben wir uns dann ein schönes Essen im Restaurant gegönnt und anschließend: ein Bad im Bathhouse, schön mit Sekt!! 😁 und am nächsten Tag ging es mit dem Touri-Programm weiter: Stachelrochenfütterung mit Shayne, Frühstück im Café, Kajak fahren in den Sounds (leider keine Robben), Umherspazieren auf dem Gelände, Fütterungen der Schweine, Aale und Kakarikis, selbstverständlich eine Fahrt auf dem Flying Fox und nochmal ein schneller Kaffee – und dann war schon Zeit für den großen Abschied. Es war schön, nochmal alle und alles zu sehen und vor allem es auch Tobias zu zeigen. Paula und auch Shayne waren wahnsinnig nett, am Ende hatten wir fast ein schlechtes Gewissen, bei allen Essen gabs noch den Mitarbeiterrabatt und für das Bad haben wir gar nichts bezahlt… Da das normale Boot kaputt ging, wurden die Gäste auf ein kommerzielles Wassertaxi umgebucht – auch das hätte Shayne übernommen. Aber wir haben uns für die Abenteuervariante mit ihm auf dem Speed-Dinghi entschieden. Shayne, wie er leibt und lebt, hatte den größten Spaß, mit uns eine wahnwitzige Tour hinzulegen. So kamen wir ziemlich außer Atem, ein bisschen nass und fast heißer vor schreien (also eher ich…) wieder in Picton an. Dort gingen wir wieder auf den Campingplatz und buchten für den nächsten Morgen eine Fähre.
Es hieß nun endgültig bye-bye Südinsel, wer weiß, ob und wann ich sie wiedersehe?
Unser Gutwetterglück verließ uns nun endgültig, der längst überfällige Wetterumschwung kam über ganz Neuseeland. Da wir sowieso entschieden hatten, in Wellington ein bisschen mehr Zeit als letztes Mal zu verbringen, sind wir zwei Nächte in der Innenstadt in eine Jugendherberge gegangen. Wellington mit seinen unzähligen Cafés, Kleinbrauereien und einem allgemein alternativ-künstlerischem Ambiente hat uns gut gefallen. Wir verbrachten die Zeit mit Umherspazieren, Cable Car Fahren, Kaffeetrinken und beim Kochen in der wunderbar ausgestatteten Küche. 😉
Als es dann aus Wellington rausging, stand ein lang eingeplanter Zwischenstopp auf dem Programm: das Icebreaker-Outlet! 😁 Während wir letztes Mal zufällig beim Vorbeifahren in das Lädelchen reingestolpert sind, sind wir dieses Mal ganz gezielt in dieses Outlet-Dörfchen. Neben Icebreaker und gefühlt 100 anderen Shops hat es auch ein Kathmandu-Outlet. So habe ich ziemlich viel Geld dort gelassen, aber auch tolle Sachen gekauft. Im Kathmandu haben wir uns beide eine (einfache) Daunenjacke gekauft: von regulär 279$ auf 90$ reduziert, meine geschenkte Summitkarte ergab weitere 10%. Somit mit umgerechnet je knapp 50€ ein echtes Schnäppchen, selbst, wenn es sicher keine Jacke für die Ewigkeit sein wird. Aber da es hier jetzt auch immer kälter wird, wird mir die Jacke sicherlich noch gute Dienste leisten und selbst jetzt schon hab ich sie gern an, Daune ist einfach immer gleich schön kuschelig-warm…
Unsere erhoffte Wanderung am Bilderbuchvulkan Taranaki fiel leider ins Wasser. Starkregen und Sturmböen machten uns einen Strich durch die Rechnung. Sogar ein Blick auf den Vulkan wurde uns verwehrt, so blieb uns nur der Galgenhumor der Frau in dem DOC-Visitorcenter und ein weiterer Kaffee, bevor wir beschlossen, von der Wetterseite Neuseelands wieder Abschied zu nehmen.
Über den Forgotten World Highway, einem „Highway“ durch grüne Hügel, Urwald und einen 180m langen einspurigen Tunnel namens ‚Hobbitloch‘ ging es Richtung Zentrum der Nordinsel.
Der Campingplatzbesitzer, wo wir die Nacht verbrachten, schickte uns nochmal zum Glühwürmchenschauen los, so sind wir nochmal gut eine viertel Stunde durch die Nacht ins Nirgendwo gefahren, um in einer Art Hohlgasse tausende der Glühwürmchen anzuschauen.
Für den Tag darauf hat sich Tobias was besonderes überlegt: ich durfte nochmal Geburtstag haben! Zur Feier des Tages haben wir uns im i-Site von Taupo ein schönes Hotel buchen lassen und einen echt guten Fang gemacht: für 140$/Nacht hatten wir ein schönes Doppelzimmer mit direktem Zugang zum Seeufer, wo es blubberte und heißes Wasser aus dem Boden kam. Unser Motel hatte auch Becken mit dem heißen Quellwasser, aber der Clou war, dass wir den Spabereich des benachbarten Viersternehotels mitbenutzen durften. Jeweils für eine halbe Stunde konnten wir die Saune und eine Grotte buchen (ganz privat dann nur für uns). Letzteres war ein heißer Thermalwasserpool, aber der Raum war komplett als Grotte designt, mit Stalagtiten, Tropfwasser von überall und sogar Glühwürmchen im Eck! Sehr besonders und genau das richtige an einem Tag mit so Schmuddelwetter! Abends wurde ich dann noch zu einem schönen Abendessen ausgeführt, sehr gehoben und seeeehr lecker. Ein schöner Ersatzgeburtstag! 😄
Heute hat sich dann Tobias nochmal für eine halbtägige Mountainbikeleihe entschieden. Beim Aufstehen begrüßte uns aber erst noch ein besonderer Ausblick aus dem Zimmer: die inzwischen schneebedeckten Vulkane des Tongariro National Park (mit dem Schicksalsberg aus Herr der Ringe) über dem Lake Taupo. Immerhin diesen Vulkan haben wir noch gesehen!
Die letzten Tage bis Tobias Abflug nächsten Freitag verbringen wir an der Ostküste, die normalerweise etwas trockener ist und dann mit der langsamen Fahrt Richtung Auckland. Wir hoffen auf ein paar Sonnenstrahlen, wenn es auch nicht mehr richtig schön werden wird und nochmal die Gelegenheit für ein paar Wanderungen.
Und dann sind die vier gemeinsamen Wochen auch schon wieder vorbei und ich muss wieder alleine klarkommen…
Huuu, der letzte Satz macht mich grad jetzt schon ein bisschen traurig – dass Tobi geht wird doof werden fürchte ich – aber dein Bericht liest sich wunderbar, ich hab mal googlemaps bemüht und bin „mitgefahren“ an die verschiedenen Punkte eurer Reise, sehr sehr cool! Und wie toll, dass ihr so lieb empfangen und umsorgt wurdet von Paula und Shayne – die wussten ganz offensichtlich, was sie von dir hatte zuvor – das ist doch wunderbar, wenn du so Dankbarkeit gezeigt bekommst =)
Aua aua, die Radtour wäre ja eher nix für mich gewesen, puh, mir tun schon beim Lesen Beine und Popo weh ;P Cool, dass ihr es so super geschafft habt!!!
Die Glühwürmchen hätte ich ja auch gerne mal gesehen, das muss sooo speziell sein! Und die Hobbit-Strecken und Berge – hachhach! Neid! 😀
Wird denn das Wetter eher so schlecht bleiben überall? Brrr, das mit dem Nebel ist ja nicht sooo mein Fall – auch wenn es verzaubert plätschert im Farn… ;P
Einen kleinen Vorteil erkenne ich ja in Tobias‘ Abreise: Ich darf dich wieder anskypen *strahl* – auch wenn das natürlich kein ausreichender Ersatz sein kann…
Bei Olli und mir hier alles wie vorher – plus eine zweite Wohnung in der – jetzt kommts: Bopserwaldstraße in einem Kaff bei Stuttgart – ist das nicht ein grandioser Name? Ich dachte, nach Oedeme (Stadtteil in Lüneburg) und Vögelsen (Dorf bei Lüneburg) kommt mir nix so witziges mehr unter. Aber die Schwaben können das auch – Bopserwald….
Umarmung – auch an Tobi – ich wünsche euch wunderbare gemeinsame Tage, ihr zwei Tollen, Judith