Mein Leben unter Trauben

Heute genau vor einem Monat bin ich in Deutschland losgeflogen und die erste Woche arbeiten ist nun auch vorbei – Zeit für ein erstes kleines resumée.

Ein bisschen was zur Arbeit hatte ich ja schon geschrieben, aber ich möchte ein bisschen genauer auf mein Tagesablauf eingehen.

Morgens um kurz nach halb 6 klingelt der Wecker, um Dreiviertel heißt es dann spätestens aufstehen. Zwischen 10 nach und 20 nach 6 geht’s los. Die anderen Mädels stehen um viertel nach 5 auf um noch zu Frühstücken, aber neeeee, nix für mich… Also fertig machen, Vesper einpacken und los geht’s. 40min Fahrt ziehen sich zumal wir zu fünft im Auto echt ein bisschen eingezwängt sitzen… Wenn wir dort sind, gibt’s für mich noch einen schnellen Müsliriegel und dann geht’s auch schon los.

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Sonnenaufgang

Es ist hier morgens noch ziemlich düster, wir fahren komplett in der Nacht los und wenn wir ankommen, wird es gerade hell – den Sonnenaufgang sehen wir dann schon arbeitend. Die große Gruppe vom ersten Tag wurde getrennt – zum Glück. Mit den anderen, blöden Deutschen hätte ich seither nichts mehr zu tun. Eine der Mädels musste aber 1h bei der anderen Gruppe mithelfen und hat erzählt, dass die Jungs, die zu den von mir beschriebenen Mädels gehören, einen Heidenspaß dabei haben, die Anweisungen des Supervisors in „Hitler-Sprech“ nachzumachen. :-/ In der Gruppe würde ich es echt nicht aushalten…

wir bei uns sind seit Dientstag in 2er-Teams eingeteilt und machen das Aussortieren der Trauben. Das wird auch der Job die nächsten beiden Wochen sein. Danach wird geerntet, aber ich weiß nicht, ob ich da noch arbeiten kann – das klärt sich erst übernächste Woche wahrscheinlich. Da das meiste maschinell geerntet wird, läuft die Arbeit mit Erntebeginn aus und es ist nicht klar, ob ich bleiben kann und wieviel Arbeitsstunden pro Woche dabei rauskommen (also ob es sich überhaupt lohnt).

Der Este Block Arbeit ist mit 3h der längste und wenn es um 10 in die 15min-Pause geht, bin ich kurz vor dem Verhungern. Gefühlt. 😉

Ich bin weiterhin mit dem Thai ein Team, der dermaßen ein Tempo vorlegt, dass ich kaum hinterherkomme (obwohl er die Hälfte der Arbeit auf meiner Seite von seiner Seite aus mitmacht). Das ist definitiv stressiger als meine Akkordarbeit in der Grohe.

Und da ich es nicht schaffe, 8h am Tag mit -für mich- 120% Tempo zu arbeiten, verliere ich meinen Thai immer mal wieder und arbeite hinterher (was heißt, ich muss die Äste alleine Auseinanderziehen, was es gleich viel anstrengender macht). Aber seit ein paar Tagen hilft mir „Noorat“ und kommt kurz auf meine Seite, damit ich aufholen kann und wir gemeinsam weitergehen können. Ob er gemerkt hat, dass ich einfach nicht schneller kann oder ob jemand was zu ihm gesagt hat (der Plan ist schon, dass man gemeinsam vorankommt), ich hab keine Ahnung. Und fragen kann ich nicht, da er kein Wort englisch spricht. Also kein Wort, nicht mal „good Morning“ oder so… Aber wenn ich die anderen Teams belausche, ist mir das schweigende Arbeiten fast lieber, man versteht eh nichts, auch bei den Thais, die es auf englisch versuchen… Das führt regelmäßig zu Missverständnissen, zB haben uns die Thais zum Essen eingeladen, aber wir haben es nicht verstanden. Und naja, wie entspannt kann so ein gemeinsamer Abend sein, wenn man nicht mal mit Händen und Füßen sprechen kann?

Die Insulaner, wie ich inzwischen herausgefunden habe von Vanuatu, der Inselstaat, zu dem ich gerne gehen würde, falls es für die Südsee reicht, sind da mal ganz anders. Sie sprechen leidlich englisch, sind den ganzen Tag am Tanzen und singen (einer hat immer seine Lautsprecher und Musik dabei) und klischeehaft, was uns deutsche Frauen angeht… Teilweise anstrengend, ich musste gestern recht deutlich werden…

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Reben so weit das Auge reicht – begrenzt nur von Bergen oder dem Meer

Um 13h ist dann eine halbe Stunde Mittag und dann geht es in den nächsten und letzten Block mit 2,5h. Markus, du hast gefragt, was ich anschließend mache, wenn ich so früh Feierabend habe. Nun: nichts. Bis wir auf unserem Campground sind, ist es halb5/5, wenn wir einkaufen gehen einmal die Woche eine Stunde später. Dann heißt es duschen und Zeug verräumen, Vesper für den nächsten Tag richten, kochen und essen. Und weil das alles gefühlt 10mal so zeitaufwändig wie daheim ist, ist dann schon 8, dann wird noch ein bisschen in der Küche geredet, Blog geschrieben, ge-whats-appt oder gelesen und ich gehe schlafen. Das ist mein Tag.

DIe Arbeit an sich macht Spass. Mein Plan war ja, draussen im Wetter und mit den Haenden zu arbeiten und dieser Plan ging auf, ich finde es sehr zufriedenstellend, so zu arbeiten. Zumal, wenn das Wetter allzu schlecht wird, wir nach Hause geschickt werden. So z.B. an meinem Geburtstag, nach 4.5h ging es wieder heim – es hatte genieselt und fies gewindet. Fuer mich war es noch auszuhalten, aber ich hatte natuerlich auch nichts gegen einen fruehen Feierabend an diesem Tag… 🙂

Heute ist Sonntag und damit der einzige freie Tag. Nach AUsschlafen, Waesche waschen und schoen fruehstuecken sietze ich jetzt in der Bibliothek zum Bilder sichern – unter der Woche hat sie schon zu, wenn wir Feierabend haben.

Die deutschen Maedels sind gestern Abend mit den Insulanern feiern gegangen, heute war evtl. auch noch gemeinsam Strand angesagt – aber ehrlich gesagt, hatte ich auf beide Teile der Begleitung keine grosse Lust. Die deutschen Maedels beim „Feiern“, bzw. besser gesagt innerhlab von 2h zuschuetten und dann das Rumgebaggere der Vanuater (??) – lass mal.

Von den anderen verbliebenen 6 Maedels sind ja 4 so 18/19, die anderen beiden (mir auf Anhieb eher passenden – jetzt klar, warum) sind 24 und 26. Eine davon hat gestern Abend auch dankend verzichtet, die andere hat sich um 11 abholen lassen. 🙂 Jedenfalls hat mich eine der beiden angesprochen, ob es mir schwer faellt, unter den ganzen „jungen Leuten“ zu sein. Aehhhhh – ja! Die beiden letzten Tage habe ich ein bisschen mehr mit denen beiden verbracht und auch mal ein bisschen geredet. Das war schoen, die 4 juengeren Maedels sind nett, aber naja… Es sind halt drei 18jaehrige Schulfreundinnen + eine Reisebekanntschaft gemeinsam auf Tour… Das wird mir schon mal zuviel… Andererseits bin ich wirklich froh um sie, wenn ich mir die andern anschaue, haette ich es um Welten schlechter treffen koennen!

Aber mir fehlen „meine Leute“, viel mehr oder besser viel frueher als auf der Weltreise (wo Tobias einfach vieles aufgefangen hat). Aber einfach mal wieder ein Abend mit Leuten verbringen, mit denen man normal reden kann, die halt einfach auf einer Welle sind, das waere echt schoen… Zumal ich schon merke, dass ich es auch einfach gewoehnt war, viel mit solchen Leuten zusammenzusein, auch auf der Arbeit.

Ich ertappe mich ein bisschen dabei, wie ich die naechsten Wochen in „XY Wochen bis Tobias kommt“ einteile. Nicht gerade perfekt, aber momentan kann ich es auch nicht abstellen.

Die naechsten beiden Wochen wird wahrscheinlich nicht besonders viel passieren. Ostern ist Karfreitag und Montag frei (weil sie sonst Feiertagszuschlag zahlen muessten), Samstag und Sonntag wird aber wohl gearbeitet. Ausser, ich entscheide mich fuer ein langes Wochenende und einen Ausflug/Wanderung die Tage, das muss ich mal noch genauer ueberlegen und planen.

Euch wuensche ich noch einen schoenen Sonntag und dann eine schoene kurze Woche und gute Feiertage!

Viele Gruesse von hier unten,

Nicole

Ein Gedanke zu „Mein Leben unter Trauben

  1. Hoppla, 6-Tage-Woche, das war mein erster Gedanke beim Lesen des Eintrags. Bin immer von Montag bis Freitag ausgegangen. Wohl meine verwöhnten Beamten-Gedanken. 🙂
    Bei der Feier mit den Mädels und den Insulanern hast du dich ja allem Anschein nach richtig entschieden. Manchmal muss man sich zwingen den Arsch hoch zu kriegen, aber echt nicht um jeden Preis!
    Wünsche dir noch eine gute restliche Arbeitswoche und ein schönes Osterwochenende, mit mehr oder weniger Zeit für Ausflüge und Erholung.
    Liebe Grüße, Miriam

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