Das Warten hat ein Ende

Nach langer Zeit ohne Eintrag gibt’s jetzt endlich mal wieder Neuigkeiten von mir. Die Zeit auf der Lodge ist rum, Tobias ist schon wieder 10Tage hier in NZ und mein Muskelkater unserer ersten rekordverdächtigen Wanderung ist langsam vergangen…


Das ist es zwar im großen & ganzen, aber ein bisschen ausführlicher will ich dann doch noch schreiben. 😉
Die Zeit auf der Lodge ist schlussendlich einfach verflogen. Die letzte Woche war mit dem „Urlaub“ von Paula & Ken, einem „Potluck“ der Mitarbeiter (jeder kocht was und bringt’s zu einem gemeinsamen Essen mit) und einem Besuch von Pollmi & Marie, den zwei Mädels vom Vineyard, extrem schnell vorbei gegangen. Vor allem letzteres war super, zufällig war an dem Tag nicht so viel Arbeit und da es sowieso mein vorletzter Tag war, hatte ich den, bis auf den Flying Fox, frei. So konnte ich gemütlich mein Zeug packen und einen schönen Mittag mit den Mädels verbringen. imageDass sie extra reingelaufen kamen, hat mich sehr gefreut…
Am Sonntag war dann nochmal arbeiten angesagt, bevor ich mit dem letzten Boot nach Picton gefahren bin. Ich war überraschend traurig, die Lodge, die Leute und die Tiere zu verlassen, ich hatte eine sehr gute Zeit dort! Zurück in Picton haben mich aber Pollmi & Marie mit einer Essenseinladung auf dem Campingplatz erwartet und mich aufgemuntert.
Und dann war der große Tag gekommen, ziemlich aufgeregt fuhr ich morgens, selbstverständlich ein bisschen später als geplant 😏, nach Nelson, ca. 2h entfernt, um Tobias am Flughafen zu erwarten. Nicht eingeplant hatte ich 15min Stopp, weil im Wald ein Baum gefällt wurde – das war dann leider auch die Zeit, die Tobias vor mir da war… Die ersten zwei Tage haben wir dann in Nelson verbracht, dort haben wir letztes Mal eigentlich gar keine Zeit verbracht und da man auf einer kleinen Wanderung verschiedene Kleinbrauereien ablaufen kann, haben wir die ersten beiden Tagen ganz gemütlich dort verbracht und uns langsam wieder aneinander gewöhnt. 😉
Eigentlich war der Plan, anschließend eine zweitägige Wanderung zu machen. Da der Wetterbericht aber Sturmböen angesagt hatte und die Wanderung auf ca. 1700m an einem Gebirgskamm gewesen wäre, haben wir uns dagegen entschieden.
Für eine Mehrtageswanderung allerdings wurde von 4 Tagen für 2 gutes Wetter angesagt, eine Quote, die es in der Region zu der Jahreszeit wohl nicht so häufig gibt. Und dann haben wir ziemlich spontan mittags um halb 3 ein paar Hütten gebucht, eine Auto-Umpark-Service (Start und Ende der Wanderung liegen 481 Straßenkilometer auseinander) für schlappe 290$ + Sprit klargemacht, Wanderessen gekauft (die Hütten sind hier unbewirtet) und sind die restlichen 3h zum Beginn der Wanderung gefahren, wobei wir unterwegs am Straßenrand angehalten haben, gepackt haben und uns umgezogen haben. Angekommen sind wir dort schlussendlich im Auto unseres Autoumparkers (wir hatten zugesagt, ihn mitzunehmen, hatten aber vergessen, dass wir nur zwei Plätze haben… Also haben wir unseres stehengelassen und er hat uns in seinem gefahren…), bei prasselndem Regen in dunkelster Nacht (ok, war erst sieben, aber dunkel!) in der Hütte am Wanderstart. Leider haben wir nicht bedacht, dass es in der Hütte weder Strom noch sonst was gibt. Unser erstes Abenteuer war also, mit halbnassem Holz, mit genau einem Streichholz (gefunden in der Hütte) und Klopapierresten ein Feuer zu entfachen.

Am nächsten Morgen drinnen...

Am nächsten Morgen drinnen…

Erstens für etwas Licht und zweitens Wärme und zum Trocknen unserer nassen Socken, Schuhe usw (die paar Minuten zur Hütte hin haben gereicht, uns ziemlich zu durchnässen). Wir zwei Pfadfinder, ehrlich… 😄 Aber wir haben es geschafft, haben dann noch ein paar weitere Streichhölzer gefunden (aber nicht gebraucht) und sind nach einem Abendessen, bestehend aus allen Resten, die unsere Kühlbox noch hergegeben hatte und was weg musste, schlafen gegangen. Nachts sind wir mehrmals vom prasselndem Regen auf dem Hüttendach wachgeworden. Wie sich später herausgestellt hat, haben wir uns beide gefragt, ob wir die Wanderung überhaupt starten sollen, aber zugeben wollte das natürlich keiner.

... Und draußen

… Und draußen

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Auf dem Weg zum Gipfel, noch im Wald, ohne Rücksack

Am nächsten Morgen dann die Überraschung: der Fluss nebendran war zwar ziemlich hoch und braun, aber der Himmel klärte auf und als wir losliefen, konnte man die ersten blauen Flecken am Himmel erkennen.
So starteten wir den ersten Tag unseres Great Walks „Heaphy Track“ mit katastrophal gepackten Rucksäcken, so schlecht vorbereitet wie noch nie, aber mit guter Laune. Nach 17km und ungefähr 800hm, stets durch Wald ansteigend, haben wir unsere erste Hütte auf dem Weg erreicht. Als erste, so dass wir uns unsere Betten schön heraussuchen konnten. Und während ich da so meinen Schlafsack ausbreite und meinen schmerzenden Rücken ein bisschen bemitleidete – und während ich hier schreibe, hat es hier ein Erdbeben aaaaahhhhhh, das stärkste, das ich bisher gespürt hab!!! Kraaaaaaass- also, während ich also mein Schlafsack ausbreitete, schaute ich aus dem Fenster und sah einen Mountainbiker mit Krücken auf dem Rücken. Und während ich mich fragte, was wohl so schlimm ist, dass man Krücken mitnimmt, aber nicht schlimm genug, um auf eine dreitägige Mountainbiketour zu verzichten, hab ich es gesehen: er war ein einbeiniger Mountainbiker. Ich hab dann mal aufgehört zu jammern…
Der zweite Tag der Tour sollte mit 24km, aber ziemlich eben, der längste sein. Tobias reizte schon am Vorabend ein neben der Hütte gelegener Gipfel, aber da es zugezogen hat, kurz bevor wir die Hütte erreichten, haben wir uns dagegen entschieden. Aber am Morgen dann frisch ausgeruht, mit umsortierten Rucksäcken, beschlossen wir, die 2h extra zu machen. Es waren nur 2,2 km extra, aber auf extrem schlechtem Weg und 350 hm – ich hab nach der Hälfte, im Hinblick auf die restliche Tagesstrecke, die ja noch vor uns lag, aufgehört, der halbmarathontrainierte Tobias hat es bis hoch gemacht. So sind wir erst gegen halb 11 tatsächlich gestartet. Da hier ab halb 6 dunkel wird, war es höchste Zeit. Die Tagesetappe war wunderschön, durch unterschiedlichste Landschaften, grüner als grüner Mooswald war mein Highlight. Schade, dass die Bilder die Farben nicht einfangen wie in echt, auch Tobias Kamera kann es nicht viel imagebesser – ich hoffe, ihr bekommt trotzdem einen Eindruck. Die Strecke zog sich dann ganz schön – die letzten 8km hätten bei uns beiden nicht mehr unbedingt sein müssen… Am Ende standen für Tobias gute 26km und 800hm zu Buche, bei mir wohl ein guter km und ca. 150hm weniger. Die ‚relativ ebene‘ Strecke hatte dann doch einige kleinere Steigungen, die sich schön summiert haben… imageIch war platt und die kleinen Männchen hatten eine weitere anstrengende Nacht zu tun.
Der dritte Tag war dann wieder der Abstieg bis auf Meeresniveau, knapp 800hm runter und 21km standen an. Mir hing der Vortag noch ganz schön in den Beinen, unglücklicherweise bekam ich auch noch Probleme mit meinen Schuhen (obwohl ich die schon gut eingetragen habe in den Alpen…). Mit einigen Pausen war es machbar, aber ich war schon ganz schön fertig. Die Landschaft war wieder toll und anders als die Tage davor, in Meeresnähe nochmal komplett anders.
Die nächste und letzte Etappe mit ca. 16km hatte eine Besonderheit, einen Punkt ca. in der Mitte der Strecke, den man rund um Flut nicht passieren kann. Da Flut um 11 war und es erst gegen 7 dämmert, haben wir beschlossen, es gemütlich anzugehen, die Strecke bis dort vor der Flut zu gehen, eine ausgedehnte Pause einzulegen und dann den Rest nach Flut zu machen. So weit unser guter Plan. Etwas nervös wurde vor allem ich, als unser Raummitbewohner Tobias extra weckte, um auf die Tücke dieser Etappe hinzuweisen und um kurz nach sieben die vollgebuchte Hütte bis auf Tobias und mich leer war… Es blieb aber ein guter Plan und wir sind sehr entspannt rausgelaufen. Auch, weil wir wussten, dass uns mein treuer Willi auf dem Parkplatz erwartet und wir nicht, wie die anderen, zu einer bestimmten Zeit beim gebuchten Transport sein mussten.
Das Auto erwartete uns mit einigen Tipps zu Wanderungen in der Gegend, die uns der Autoumparker versprochen hatte, ins Auto zu legen und ein paar sehr lecken Äpfeln, wohl auch ein Gruß der Autoumparker, treu auf dem Parkplatz – von einem Aussichtspunkt auf dem Weg konnte man es schon lange vor dem Erreichen des Parkplatz sehen. Wir hatten beschlossen, in der Gegend ein bis zwei weitere Tage zu bleiben, beim letzten Besuch hatten wir diese ‚Stichstraße‘ ausgelassen, obwohl es sich so gut angehört hatte.
Die erste warme Dusche, das erste richtige Essen und Tobias erste Nacht in Willi haben wir in Karamea auf einem günstigen Rugbyfeld-Campingplatz genossen.

So weit der Bericht zu Tobias erster Woche hier. Weiteres folgt mit dem nächsten Eintrag und Bilder vom Track versuche ich noch hochzuladen.

Noch Einzelheiten zum Erdbeben: Internet sagt Stärke 4,7 und das Epizentrum vielleicht 30km von hier entfernt (wir sind in der Nähe von Christchurch). Es gab zuerst wie einen Schlag, dann ein richtig starkes Rütteln und Schütteln für ein paar Sekunden (wir sitzen im ersten Stock auf einer Art Balkon und das Haus hat gewackelt) und dann wie ein Rollen für eine ganze Zeit. Verrückt, das…

@ Karin: Fotos gibt’s bei Gelegenheit. Auch von uns beiden, versprochen, damit auch jeder glaubt, dass Tobias tatsächlich ankam bei mir.😉

2 Gedanken zu „Das Warten hat ein Ende

  1. Juhuuuu! Da lohnt es sich doch, fleißig jeden Abend zu schauen, ob endlich was Neues dasteht *straaaaahl*
    Supersuper, wie schön, dass Tobi gut angekommen ist und ok, ja, 4d Wanderung am Stück, da spür ich schon bei der Vorstellung meine Beine 😉
    Fotos sehen auch so toll aus, egal ob mit extra NZ-grün oder ohne – wir haben hier auch überall sattes, wildes Grün, die Natur hüpft und spriest und freut sich über den Frühling. Wir hatten die letzten Tage immer die Balkontüre abends auf und haben die These aufgestellt, dass Amseln nur eine gewisse Zeit im Frühjahr so einen saumäßigen Lärm machen wie gerade in den vergangenen Tagen – aber dass wir sie in den letzten Jahren nicht hörten, da wir im Norden nicht so wirklich Fenster und Türen auf hatten im April/Mai. LOL.
    Olli entscheidet sich übermorgen – mehr dann bei Gelegenheit – na, neugierig? ;P
    Umarmung

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