Kiwiana

Auf besonderen Wunsch möchte ich mich nun mal mit „Allgemeines zu Kiwiland, Teil 2“ beschäftigen. Zumal ich nach einem Tag Kiwiernte (ich sag euch, die Arbeitshölle… Aber dazu wann anders mehr) drei Tage Schlechtwetterpause habe und somit mehr als ausreichend Zeit.

Die Nationalitäten der mitreisenden und -arbeitenden Menschen ändert sich massiv im Laufe des Jahres. In der Zwischenzeit sind die allermeisten Deutschen wieder weg – es ist wohl die Regel, im September loszugehen und nach ca. 9 Monaten wieder zu gehen, nach Australien, nach Asien, zurück nach Deutschland, wohin auch immer. Macht ja auch Sinn, wenn man sich das Wetter anschaut. Die Franzosen sind da nicht so. Der Anteil nimmt rapide zu, warum?? Keine Ahnung, vielleicht ist da das Jahr ein bisschen anders aufgeteilt? Im übrigen sind die Franzosen auch die, die am billigsten unterwegs sind. Cheap, Cheap. Nur für Gras scheinen sie immer Geld zu haben… Morgens um 10, ich bei meinem Nutellabrot und Kaffee, sind andere schon ganz wo anders…
Es sind wirklich auch einige total nette Franzosen hier. Aber einige entsprechen eben auch sämtlichen Vorurteilen, die sich im Rahmen diverser Austauschaufenthalte so gebildet haben… Sorry. Ebenfalls eine große Gruppe sind die Argentinier. Auch da weiß ich nicht, warum die ausgerechnet jetzt in Scharen auftauchen?
Insgesamt scheint es mir so, dass Neuseeland ständig mit irgendwelchen Nationalitäten überrannt wird. Deutsche, Franzosen, Argentinier, immer im Pulk. Was würde mich das stören, wenn ich Neuseeländer wäre… Eigentlich ein Wunder, dass wir als Backpacker (meist) noch willkommen sind. Ich wäre sicherlich nicht so tolerant…

Vor kurzem habe ich seit längerer Zeit mal wieder Frank Turner gehört, also etwas, was ich durchaus schon mehr als genug gehört habe. Aber plötzlich hat er was anderes gesungen! 😉 will heißen, offensichtlich ist mein Englisch, auch was das Verstehen angeht, ein bisschen besser geworden. Ich denke, insbesondere die Zeit auf der Lodge hat mich auch dem Kiwi-Englisch näher gebracht. So bin ich nicht mehr bei jedem Slangausdruck hilflos. Wobei es immernoch vorkommt, dass ich kein einziges Wort verstehe, wenn ich mit jemandem rede, der sich nicht bemüht für mich. 😄 meinen deutschen Akzent werde ich aber wohl mein Leben lang behalten… Ich höre ihn sogar selbst, wenn ich englisch rede. 😄

Eine besondere Eigenart, an die ich mich erst einmal gewöhnen musste, ist die Angewohnheit, andere Leute mit Kosenamen anzusprechen: Honey, Sweetie, Darling, beim Bäcker, an der Supermarktkasse, im Café, beim Friseur, Männlein, Weiblein – das geht immer. Während ich den ersten sicherlich reichlich irritiert angeschaut habe, stolpere ich immernoch darüber, habe aber inzwischen hoffentlich meinen Gesichtsausdruck etwas besser im Griff. 😉

Die Flaggenabstimmung war ja dann nun negativ für die neue Flagge, Neuseeland wird weiterhin die Commonwealth-Flagge behalten. Mein Eindruck ist, dass es am Ende bei der Abstimmung weniger um die Flaggen, sondern mehr ums Prinzip ging. Und das ist ja bekanntlich das stärkste Argument. 😉 Schade eigentlich, wenn man bedenkt, dass dieser Farn allgegenwärtig ist und DAS Nationalsymbol Neuseelands ist. Selbst das Kaffee-Milchschaum-Muster auf dem Flat White ist allermeistens ein Farnblatt.

Als ich vor einigen Tagen hier auf der Suche nach einem Weka für mein Apfel-Kerngehäuse war, ist mir aufgefallen, dass ich schon gefühlt ewig keinen mehr gesehen habe. Sind die nur auf der Südinsel? Oder nur viel mehr? Nach 2 Wochen hat Tobias noch gesagt, er hat mehr Wekas als Schafe gesehen, aber die letzten Wochen kann ich mich an kein einziges Weka erinnern…

Ein bisschen was zu den Kiwi, Kiwis, Kiwifruit, das muss man nämlich schön unterscheiden.
Der Kiwi, der flugunfähige Vogel, das Nationaltier, war der erste mit dem Namen. Viele der Sorte heißen immernoch Kiwi, ohne Plural-S. Dann kam die Frucht, ursprünglich aus China. Das Aussehen der Frucht hat die Leute an den Kiwi-Vogel erinnert (naja, mit viel Phantasie), deshalb wurde diese Frucht Kiwifruit (ebenfalls ohne Plural) genannt. Immer mit -fruit. Wie die ursprünglich hieß, weiß ich nicht? Aus diesen beiden allgegenwärtigen Dingen leitete sich dann der Spitzname für die neuseeländische Bevölkerung ab, ein Kiwi, viele Kiwis (hier mit Plural-S). Das ist tatsächlich komplett in den Sprachgebrauch eingegangen, auf die Frage der Nationalität zB antwortet keiner ’neuseeländisch‘, sondern man ist ‚kiwi‘. Mit ‚kiwiana‘ bezeichnet mal alles, was typisch Neuseeländisch ist, hauptsächlich das Lebensgefühl, die Do-It-Yourself-Mentalität, so was.

Im Radio kommt hier im Allgemeinen mehr oder minder das gleiche wie bei uns: Adele jammert vor sich hin (immernoch möchte ich euch stattdessen die Reggae-Version aus Herz legen: https://m.youtube.com/watch?v=OmnDEUD9NyI), Justin Bieber spricht die ultimative Beleidigung aus („my mother don’t like you“, so nebenbei, kann mir mal jemand die Grammatik erklären?!) und inzwischen kommt hier auch George Ezra. eine Besonderheit sind die vielen christlichen Radiosender, in denen den lieben langen Tag darüber interviewt wird, wer wann, wie und warum zu Gott gefunden hat. Je nach Region gibt es dann noch Maori-Sender, die man reinbekommt, leider verstehe ich da kein Wort. 😉 Ansonsten, alles in allem, verwunderlich gleich zu unserer Radiolandschaft.

Und zum Abschluss noch ein bisschen was zum Wetter: es ist hier sehr wechselhaft zur Zeit, stabile Wetterphasen über ein paar Tage werden seltener. Die Temperaturen hier in der Bay of Plenty sind aber noch ziemlich angenehm, heute morgen um 9 hatte es 17Grad. Allerdings hat es die mittags auch noch… 😉 im Ernst, ich beschwere mich zwar immer mal wieder über das Wetter (es ist halt kein Sommer mehr), aber wenn man bedenkt, dass hier gerade quasi Dezember ist… Kann ich mich nicht beklagen. Schön wäre, wenn ich wüsste, dass ich am Ende nochmal ein paar Wochen wieder schöner/trockener hätte, aber August ist wohl der ’schlechteste‘ Monat. Aber dann fällt andererseits auch der Abschied leichter. 😉

Meine Pläne sehen nun ein paar Wochen im Bereich Kiwifruit arbeiten vor, vielleicht so 4, mal sehen, was liegenbleibt. Was dann von den Sachen, die ich mir hier vorstellen könnte zu arbeiten noch übrig ist, wäre zum einen auf einer Farm („irgendwas mit Tieren“) oder irgendwas mit Essen. Mal sehen, ob und was ich dazu finde, vielleicht muss ich dazu dann doch mal wwoofen – obwohl ich das eigentlich aus Prinzip eher ablehne… Wir werden sehen.

Ein Gedanke zu „Kiwiana

  1. Hey Nicole! Beschwere dich bloß nicht über das Winterwetter in Neuseeland – hier hats zur Zeit nicht mal 17 Grad und das soll SOMMER sein! Naja die Hoffnung hat man ja noch nicht so ganz aufgegeben, dass es noch was wird mit dem gelben Ding das sich Sonne nennt. Noch ein Satz zu meiner Konditionswanderung vergangenen Sonntag rund um Yach(Elzach): Gelaufen sind sind wir 27km (mit ein paar Höhenmetern) – davon 25km im Regen – auf der Zeitschiene sind das ca 7h davon 6h im Regen. Wandern mit Schirm ist ne neue Erfahrung die man machen kann aber nicht unbedingt machen will – zum Glück bin ich (noch) keine ‚Stockente‘ und hatte freie Hände für den Schirm. Fakt ist: Regenjacke, Schuhe und Rucksack sind wettertauglich! …und oh Wunder am Montag viele Berichte in der Zeitung und im Netz, dass Waldkirch und Kollnau am Absaufen sind. Freunde von mir waren im Markgräflerland (Staufen / Heitersheim) wandern, und haben keinen einzigen Tropfen abbekommen…grrr! Übrigens: Justin Bieber nuschelt bestimmt, deshalb geht dir die Grammatik verloren! 🙂 Dir noch viele schöne Tage bei den KIWI ohne S –
    LG Irene

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert