Jetzt, wo meine Zeit in NZ immer mehr zu Ende geht, drängen sich natürlich auch immer mehr wehmütige Gedanken in meinen Kopf. Neben dem allgemeinen Freiheitsgefühl, völlig das machen zu können, was man macht, völlig ungebunden zu sein (was mir ja oft genug auch Probleme gemacht hat), gibt es natürlich auch ganz konkrete Dinge, die ich vermissen werde:
- Willi. Es ist unglaublich, wie sehr man sein Herz an etwas wie ein Auto hängen kann (zumal mir unser Auto daheim relativ schnuppe ist, so lange es mich von A nach B bringt). Jeden Morgen, jeden Abend liege ich jetzt drin und denke ‚mein Bett ist das schönste Bett der Welt‘! Die Freiheit, alles bei sich zu haben, sich morgens nicht zwingend überlegen zu müssen, wie das Wetter wohl so wird und was man anziehen muss oder wohin man fahren will, die Gelegenheit, an jedem verlassenen Strand einfach anhalten zu können und zu Mittag essen oder einen Kaffee zu kochen; seinen ‚Gefährten‘, seine ‚Heimat‘, seinen Rückzugsort immer bei sich zu haben. Wunderbar. In 2 Nächten gebe ich ihn ab und das ist bei meinem Abschied von NZ echt das schwierigste. Bescheuert.
- den Radio anzuschalten und in der Werbung das lustige „dot-co, dot-nz“ am Ende einer Internetadresse zu hören. Oder das „doub-doub-doub“ für www, beides ist irgendwie das Sinnbild für neuseeländisches Englisch – Abkürzen, wo es nur geht und beim Sprechen die Buchstaben ganz vorne im Mund zu haben
- Das frische Essen. Hier ist alles viel mehr saisonabhängig als bei uns (für eine Salatgurke zahlt man jetzt schon mal stolze 6$), macht ja auch Sinn bei einer ‚Selbstversorgernation‘, wenn man so drüber nachdenkt. Aber es gibt immer frische Sachen, frischen Fisch, frisches Obst (klar, Äpfel und Kiwis, aber auch inklusive dem Südobst wie Mandarinen, Orangen, MARACUJAS, gestern bin ich an einem Bananenstrauch vorbeigefahren mit echten Bananen dran…), frisches Gemüse, frisches (gutes) Fleisch, Frischmilch usw. Ich habe ziemlich genau ein Drittel meines Geldes für Essen ausgegeben. Sicherlich kann man viel billiger unterwegs sein, aber ich bin nun mal nicht die, die am Essen/Genuss spart. Und wenn man gewillt ist, Geld auszugeben, bekommt man hier viele tolle Sachen…
- Die Straßenstände mit der ‚honesty box‘: anhalten, einfach was aussuchen, Geld in die Box schmeißen, weiterfahren. Frisch, einfach und meist deutlich günstiger als im Supermarkt. Ich frage mich, warum es bei uns so was nicht häufiger gibt. Außer mit Blumen kenne öich das eigentlich gar nicht… Hier gibt es von Eiern über Blumen zu Obst und Gemüse alles, was der Hof und Garten so hergibt.
- Die Nähe zur Natur. Nicht nur, dass es hier gefühlt mehr Natur gibt als bei uns (ich weiß, Blödsinn, aber trotzdem….), das ganze Leben spielt sich hier viel mehr draußen und in der Natur ab. Ich wünsche wirklich, dass diese Lebenseinstellung nicht von Smartphones, Computern und Karierregedanken komplett verdrängt wird in der nächsten Generation.
- Die hilfsbereite, offene und freundliche Art der Leute hier. Wieviel ich davon wohl in meinen deutschen Alltag hinüberretten kann?!
- Flat White. Sollte ich jemals mein Café-Querstrich-Eisdiele eröffnen, gibt’s da Flat White. Garantiert. (Vietnamesischen Eiskaffee natürlich auch.)
- Die Märkte.
- Schlafen. Ich hab mich hier an unsinnige Schlafzeiten gewöhnt, das wird hart, sich wieder abzugewöhnen… 😄
- Die Begleitung eines Fantails, egal, was man draußen macht, es kommt einer herbeigehüpft, neugierig auf seinen beiden Mini-Stelzchenbeinen, zwitschert einen an und begleitet einen ein Stück des Weges. Beim wwoofen im Garten kam immer gegen 10 einer und blieb so 1-2h bei mir.
- Mein Lieblingspils: mac’s hoprocker. Cooler Name, cooles Design, einfach gutes Bier.
Bei aller Liebe zu Neuseeland und meiner Reise hier gibt es natürlich auch Sachen, die ich ganz sicher nicht vermissen werde:
- Käse hier. Es ist schwer, gescheiten Käse zu finden und wenn, kostet er kleines Vermögen. Eine kleine, feine Käseauswahl ist hier tatsächlich ein richtiger Luxus. Hab grad einen Manuka-geräucherten Käse, der ist genial, aber da haben 150gr im Angebot auch fast 10$ gekostet…
- Morgens, wenn es windet und regnet, die Autotür öffnen zu müssen und umgehend Laub/Sand/Regen (je nachdem, wo man ist) im Bett zu haben. Ätzend. Noch schlimmer: nachts vom Regen aufzuwachen und nicht mehr einschlafen zu können, weil man aufs Klo muss. Und dann ja raus in den Regen muss…
- Wäsche machen. Erfordert eingehende Planung der Wäsche- und Trockenzeiten unter Berücksichtigung der Wettervorhersage oder Geld für den Trockner, der nur den halben Job macht. Die Waschmaschinen waschen großteils nur kalt. So richtig dreckige Klamotten werden nur bedingt sauber. Ich bin dazu übergegangen, das schlimme Zeug in kochendem Wasser vorzuwaschen, nur das gute Persil zu verwenden (und davon viel) und dieses vorher in heißem Wasser aufzulösen. Puh. Geht, ist aber umständlich und nervig.
- Abendessen alleine. Ist einfach scheiße. Überhaupt alleine sein.
- Die zweispurigen Kreisverkehre. An unübersichtlichen Kreuzungen oder wenn man fremd in der Gegend ist, eine Katastrophe… Wurde bisher aber erst einmal angehupt. 😉
- Venison, heißt Wild. Nachdem ich Wild zuhause gar nicht esse (von Wildschwein mal abgesehen), hab ich hier öfters mal gehabt, zuerst, weil ich nicht wusste, was ‚Venison‘ ist und nicht nachgeschaut hab und später, weil es es irgendwo gab, wo jemand für mich gekocht hat. Ich hab mir fleißig eingeredet, dass es NZ gut tut, wenn ich das esse (wegen der Hirschplage, nicht lachen, die gibt es tatsächlich), aber ich kann drauf verzichten. Kein Bambi mehr daheim.
- Den vielen Regen grad. Temperaturmäßig ist es ok, aber immer regnet es… Tobias Argument für meine Rückkehr im Spätsommer statt Herbst, dass ich daheim noch ein bisschen Sonne mitbekomme, bewahrheitet sich.
Hallo Nicole! Deine Reise nähert sich nun tatsächlich dem Ende?? Unglaublich wie schnell ein halbes Jahr vergeht! Habe mich immer sehr über deine Berichte und Bilder gefreut …die ich morgens (nicht verbotenerweise – bin ja CHEFIN 🙂 ) im Büro mir anschaute …ein highlight im Büroalltag … und jetzt gibts leider nix mehr aus der Richtung…
Ich wünsche dir noch ein paar schöne Tage eine gute Heimreise und nicht so viele Abschiedstränen …
Lg Irene