Etwas, das bleibt

Meine Neuseeland-Zeit ist vorbei und obwohl Indonesien noch ansteht, fühlt es sich trotzdem schon an, als wäre das Kapitel zu Ende.
Zeit, für ein kleines langes Fazit, während ich am Flughafen die Zeit totschlage.

Ich habe mir mit meinem Aufenthalt hier einen Traum erfüllt, den ich die Hälfte meines Lebens mit mir herumgetragen habe. Für mich war es wichtig, die Gelegenheit zu nutzen und das jetzt durchzuziehen. Viele werden sich fragen, ob es sich gelohnt hat und ich sage ein klares JA!
Allen Zweifeln, Unverständnis und Schwierigkeiten, sogar teils offenen Angriffen, zum Trotz habe ich es gemacht, hatte tolle und weniger tolle Tage hier, hab mich manches Mal gefragt, warum ich nicht bei meinen Lieben bin, hatte viel und manchmal zuviel Zeit mit mir alleine, hatte die Gelegenheit, so viele wunderbare Eindrücke vom neuseeländischen Leben zu bekommen!
All diese Einblicke, die ich in den so anderen Lebensalltag hier bekommen habe, die Begegnungen mit Menschen so fern von meinem üblichen Umfeld und Lebensentwurfs-Alltag, alle Einsichten über mich selbst, die sich mir öfters aufdrängten, die Sicherheit, ich selbst sein zu können, all das macht die schwierigeren Zeiten hundertmal wett.
Eine ausgelebte ‚Midlife-Crises‘? Kann man so sehen.
„Musste es sein?“ Wenn ein Leben ohne Reue das Ziel ist: ja.
Auf jeden Fall bin ich unheimlich dankbar für die Möglichkeiten, die sich mir hier eröffnet haben, für die Begegnungen mit all den tollen Menschen und den vielen Dingen, die ich hier ausprobieren konnte.
Meine Zeit hier in Neuseeland ist etwas das bleibt. Manches sichtbar, einiges spürbar, vieles nur für mich. In jedem Fall etwas, das ich in meinem Herzen mit mir tragen werde.

So. Genug philosophiert…
Seit meinem letzten Eintrag habe ich Willi verkauft – für 1800$ zurück an den Händler, von dem ich ihn hatte. In Anbetracht der Zeit des Verkaufs (Nebensaison), des auslaufenden WOFs (und den großen anstehenden Reparaturen) und eines zusätzlichen Steinschlags, den ich mir kurz vor Abgabe noch geholt, ein guter Deal, mit dem ich richtig zufrieden bin (auch wenn ich anfangs von mehr Geld geträumt hatte). Auf dem Markt hätte ich, realistisch betrachtet, maximal um die 1000$ bekommen. image
Zusätzlich habe ich Teile des Innenlebens für am Ende insgesamt knapp 100$ an ein amerikanisches Hippie-Pärchen verkauft – die haben ein richtig gutes Geschäft gemacht mit meinem guten Zeug und naja, ich war froh um jeden Dollar extra und alles, was ich am Ende nicht wegwerfen musste (auch die Emo-Decke hat jetzt also neue Besitzer).
Nachdem ich am Wochenende den Deal klargemacht habe, wollte ich noch ein paar Tage nochmal in den Urwald, nochmal Kauribäume, Nikaupalmen und Farnwälder sehen. Dazu bin ich in die Waitakere Ranges gefahren, 30min westlich von Auckland ist man plötzlich mitten drin in der neuseeländischen Natur! Dort habe ich bei wildcampen und kurzen Wanderungen Abschied genommen, von Natur, Willi und neuseeländischer Cafékultur (mit ganz, ganz hervorragenden Eggs Benedict). Der Tripp hat sich auf jeden Fall gelohnt und nachdem ich dann einen Morgen lang Dinge sortiert, verschenkt, verkauft und weggeworfen habe, bin ich am Mittwoch zu Shane gefahren und habe ihm Willi wieder anvertraut. Möge er einen anderen Backpacker glücklich machen! Bei der Inspektion kurz vor Übergabe hat Shane übrigens ganz kritisch den Aufkleber begutachtet. Gesagt hat er nix. 😁
Dann hat mich Shanes Mutter nach AKL in die Stadt gefahren, mir einen Flat White spendiert und mich an meinem Hostel abgesetzt. Ich glaube, ich habe mit dem Händler in Summe einen guten Griff getan. Geht sicherlich billiger, aber das etwas weniger Risiko (und das einfache Wiederverkaufen) war es mir wert.
Das Hostel in der Stadt entpuppte sich, trotz massenweise guter Bewertungen überall, für mich ein bisschen als Reinfall, ungünstige Umstände kamen zusammen und am Ende bin ich, trotz anfänglicher Reservierung bis Sonntag, am Donnerstag morgen wieder ausgezogen und wieder in das Ponsonby Backpackers 15min Fußweg entfernt eingezogen, wo ich im Februar schon war. Und wie hat Pollmi so treffend geschrieben: da beendest du deine Reise, wo sie begonnen hat!
Die restlichen Tage gingen dann mit Kleinkram, Orga, Schwätzen im Hostel, ungezählten Flat Whites und kleineren Ausflügen recht schnell vorbei. Die Ausflüge beschränkten sich auf eine Tour zum Mt. Eden, einer der vielen Vulkankegel in Auckland, von dem man eine schöne Sicht über die Stadt hat, und zu einem Markt außerhalb, der an mehreren Stellen angepriesen war. Der Markt war ok, aber nicht mehr, an meinen Lieblingsmarkt in Gisborne kommt er jedenfalls nicht ran! Aber da die Anfahrt mit dem Bus über eine Stunde ging, war dann wenigstens wieder ein halber Tag vorbei und interessant war es allemal.
Samstag Nachmittag war dann endgültiges packen angesagt, ich hab insgesamt ziemlich aussortiert und trotzdem noch viel zuviel Zeug… Die vielen Mitbringsel… 😉 Als ich das dann alles im Rucksack hatte und realisiert hab, dass ich echt überhaupt keinen Bock hab, das bei 30 Grad in Sulawesi rumzuschleppen, hab ich beschlossen, zwei Taschen zu packen und eine in Singapur am Flughafen zwischenzulagern, vieles von dem Zeug brauche ich ja nicht auf Sulawesi. Ich hoffe, die Zeit reicht in Singapur!

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Zu Auckland selbst hat sich mein erster Eindruck nochmal bestätigt, das ist nicht unbedingt eine Stadt, wo ich sein muss… Ponsonby, das Viertel mit meinem Hostel, ist wirklich cool, sehr hip, sehr stylisch, Typ alte Fabrikgebäude als Lädele oder Café (trotz allen Bemühungen ist es mir immernoch nicht gelungen, alle cool aussehenden Café im Umkreis von 500m vom Hostel zu besuchen). Aber es ist ganz klar auch das Viertel, wo das Geld wohnt. So viele Audis, Mercedes, BMWs, Maseratis, Porsches, Ferraris wie da habe ich nirgends sonst gesehen. Und die Läden sind einfach super, aber eher so Designerzeug – einmal eine unbegrenzte Kreditkarte (und vielleicht Kleidergröße 34/36…) haben und hier shoppen gehen! Ihr würdet mich nicht wiedererkennen! 😉 Davon abgesehen kann man AKL vergessen. Faszinierend ist, wie anders als der Rest von Neuseeland AKL ist. Aber zusammengefasst, dem schönen, im restlichen Land verbreiteten Ausdruck ‚jafa – just another fucking Aucklander‘ (geht auch mit Australiern gut) mag ich nicht wiedersprechen. 😉 (womit ich den beiden Autofahrern Unrecht tue, die am Straßenrand angehalten haben und mich aufgabeln wollten, als ich mein Zeug von einem Hostel zum anderen geschleppt hab… Jungs, ihr seid davon ausgenommen! 😉)

ach ja, mein Lerngeschenk der Woche: Bepanthen-Creme mag wie Zahncreme aussehen, ist aber bäh. Bähbähbäh.
Jetzt sitze ich im Skybus auf dem Weg zum Flughafen, der Bus fährt eine Stunde, aber dafür hat man freies Internet. Veröffentlichen werde ich wohl nach den ganzen Checks am Flughafen selbst. Ich bin gespannt, wieviel meine beiden Taschen wiegen, ich schätze jetzt mal auf 14+12kg…
Nachtrag: naja, fast… 😄 10 + 17 kg… Meine Tasche, die in SIN bleiben soll, wickle ich übrigens noch selbst mit Frischhaltefolie ein. Har, die 15$ Einwickelgebühr kann ich mir ja wohl sparen! 😉
Ich freue mich auf Strand, Sonne und Meer und erst einmal auf die Anfahrt zum Hotel mit dem Boot, die Frau von dort hat mich in einer Mail darauf hingewiesen, dass ich mich so kleiden soll, dass ich ein paar Meter durchs Wasser waten kann, nicht immer kann das Boot bis zum Steg fahren… Yeah, ich bin bereit dafür!!!

Und in Anlehnung an unseren Weltreiseblog möchte ich hier noch ein bisschen systematisches Fazit meiner Zeit in NZ betreiben:

Highlights: Tobias Besuch, aber das ist ja unspezifisch. Also: die Zeit auf der Lodge, auf der Farm und der Heaphy-Track.
Tiefpunkt: Tobias Abreise war scheiße, daneben das Weggehen von der Lodge und manche Abende, wenn ich neu irgendwo ankam.
Tagessatz: 38,27€. Mit Differenz, was ich für Willi bezahlt hab 47,31€.
kalkulierter Tagessatz: gabs jetzt so diesmal nicht, da ich ja nicht wusste, was ich verdiene. Außer für die Zeit mit Tobias, wo wir uns nach zähem Ringen auf 50€/pP geeinigt hatten (und auch eingehalten haben)
hoechster Punkt: ??? Wahrscheinlich irgendwas mit 1200m beim Überqueren des Arthur’s Pass??
verwendete Verkehrsmittel: Willi. Willi. Willi. Fähre, Bus, Quad, Boot, Kajak.
laengste zurueckgelegte Strecke: gefahrene km: knapp 11.000km
bemerkenswertestes Tier: Tear, mein gerettetes Lämmchen, dem es gut geht und Banjo, der Papagei von der Lodge.
wichtigster Ausrüstungsgegenstand: scharfes Messerle und Geschirrtüchle. 😉
unnuetzester Ausrüstungsgegenstand: Wanderstöcke

Und jetzt: auf Wiedersehen Neuseeland!
Deine Nicole

2 Gedanken zu „Etwas, das bleibt

  1. Huff…
    Schnüff…
    Auf Wiedersehen…

    In Hamburch sagt man „Tschüss“.

    Danke für’s Mitnehmen liebe Nicole, ich freu mich auf Weiterphilosophieren oder herzlich Lachen mit dir (wie eben beim Lesen des Lerngeschenks Bähbähbäh),
    deine Judith

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