Nun ging es also richtig los, mein Sulawesi-Abenteuer…
Am Hafen angekommen trennte ich mich von Catharina und Mathijs, die von ihrem privaten Fahrer schon erwartet wurden. Und da stand ich, Rucksack hinten, Rucksack vorne, mitten auf einem Markt, der eher nichts für die Touristenaugen war, und musste mich durchfragen, um eine Straße zu finden, an der die Mikrolets, lokale Minibusse (wörtlich zu sehen…), an das Busterminal abfahren, von wo ich dann wiederum einen Bus ins Hinterland nehmen wollte. Ziemlich schnell hatte ich ziemlich viele Freunde auf dem Markt, ‚hello, Miss!‘ schallte es mir von allen Seiten, von Groß, von Klein, von Männlein wie Weiblein entgegen, während ich versuchte, den undefinierbaren Pfützen in der (unasphaltierten) Straße auszuweichen (’nicht drüber nachdenken, nicht drüber nachdenken‘) und durch den Mund zu atmen (‚es ist noch kein Mensch erstunken!‘). Es ging eine Weile, bis ich den richtigen Weg gefunden hab, aber schlussendlich habe ich ein Mikrolet gefunden, dass mich und mein Gepäck mitgenommen hat. Am Busbahnhof war dann großes Rätselraten angesagt. Das ganze sah eher aus wie eine Schrotthalde, weder der Zustand der Busse noch das Geparktsein lies darauf schließen, dass da in absehbarer Zeit Busse abfahren sollten. Nachdem ich von drei verschiedenen Leuten in 5 verschiedenen Richtungen geschickt worden bin, bin ich irgendwann in einen halb zerfallenen Bus geklettert und habe gehofft, dass der in die richtige Richtung fährt. Natürlich war ich die einzige Langnase im Bus und habe so schön alle um mich herum unterhalten. Also sie sich über mich. Mit umdrehen, Bilder machen, und sich schief lachen… Zuerst nett, dann einfach nur noch anstrengend… Aber was blieb anderes übrig als ‚keep smiling‘ und ignorieren. Irgendwann habe ich dann begonnen, den Namen des Orts, wo ich rauswollte (natürlich nicht die Endstation) stakkatohaft in die Runde zu werfen und tatsächlich hielt der Bus dann irgendwo an. Nachdem ich das Bezahlen und das Aussteigen noch überstanden habe, irgendwie, musste ich dann nur noch mein Hostel finden, das einige hundert Meter von der Hauptstraße entfernt am Ende einer Sackgasse lag… Puh. Public Transport ist billig, aber anstrengend… Zumal, wenn man kein Wort indonesisch spricht. Nicht mal fragen, was der Bus kostet, kann man, geschweige denn nach einem Weg fragen oder der Dauer oder dem Halt oder… Jedenfalls lerne ich jetzt fleißig ein paar Worte indonesisch. Eigentlich eine relativ einfach Sprache, vieles ähnlich dem Niederländisch (hab ich vorher nicht gewusst, dass hier die Holländer waren) und ich habe mir fest vorgenommen, sollte ich mal wieder nach Indonesien kommen, davor ein paar Brocken bzw. die wichtigsten Sätze zu lernen. Sollte machbar sein. Mein Lieblingswort ist übrigens ‚Knalpot‘. Ihr dürft ein bisschen raten, ich löse im nächsten Blogeintrag auf. 😉
Da im Hinterland war ich dann zwei Nächte, das Hostel war ok und an dem ganzen Tag habe ich mit einem gemieteten Roller ein bisschen die Gegend unsicher gemacht und eine kleine Wanderung zu einem Vulkankrater gemacht. Morgens war ich auf dem örtlichen Markt. Dummerweise hat mein Plan, die Fleischabteilung zu umgehen nicht geklappt und so musste ich die ‚Attraktion‘ dort doch sehen: verkohlter Hund. Und ein paar noch lebende Exemplare, die zusammengepfercht in einem Zwinger darauf warteten, auch vor den Brenner zu kommen. Die Touristenmassen drumherum hätten mich eigentlich warnen sollen… 😕 Davon abgesehen war es ein schöner Tag an dem ich es geschafft habe, in einem lokalen Café auf indonesisch einen Eiskaffee mit Kondensmilch und eine Mie Bakso, Nudelsuppe mit Tofu und Fleischbällchen, zu bestellen. Dermaßen bestärkt habe ich am Sonntag mein Zeug gepackt und habe mich wieder auf das Abenteuer ‚Public Transport‘ eingelassen. Aber statt den eingeplanten 5h (gegenüber einer Dauer von guten 2h, wenn man einen eigenen Fahrer nimmt), hat mich der Transport ganz in den Norden an den Rand eines Nazionalparks 8,5h (in 7 verschiedenen Transportmitteln) – aber nur ein Zehntel des Preises des Privatautos gekostet. Am Ende habe ich nur noch gehofft, noch bei Tageslicht anzukommen. Aber dafür wurde ich den ganzen Tag über von Mitreisenden mit indonesischen Köstlichkeiten versorgt, die ich ansonsten sicherlich nicht gegessen hätte und hatte eine wunderbare Fahrt auf einer Pick-Up-Ladefläche durch den Dschungel (mit u.a. Coldplay aus der Fahrerkabine). Dort angekommen (kurz vor der Dämmerung) bezog ich meine Unterkunft und habe dort auch einen Tourguides für den nächsten Tag für den Nationalpark klargemacht. 5h in der Morgendämmerung und 3h in der Abenddämmerung Dschungelwandern auf der Suche nach Affen, Vögeln, Koala-Faultieren (hab den Namen vergessen) und Koboldmakis. Tatsächlich haben wir auch alles gesehen, was es so zu sehen gab.
Von der Tour selber habe ich mir ein bisschen mehr erhofft, der Guide konnte zwar einigermaßen englisch und war auch nett, aber so richtig viele Geschichten drumherum hat er nicht erzählt. Der ganze Park machte einen relativ vernachlässigten Eindruck, gute Anlagen, aber schlecht umgesetzt bzw. ausgenutzt. Ich teilte mir mit einer französisch-Schweizer Familie den Guide, die für den Tag darauf, an dem ich schon wieder mein Rückfahrtabenteuer nach Manado eingeplant hatte, ein Boot zum Schnorcheln gechartert hat und mich dazu eingeladen hat. Also habe ich kurz meine Pläne über den Haufen geschmissen und bin mit Ihnen mit. Der Schnorchelspot war jetzt nicht der Brüller, aber ein schöner Ausflug war es allemal und ich war nochmal im Wasser. Da ich bei meiner Unterkunft Vollverpflegung mit dabei hatte, konnte ich nochmal zum Mittagessen hin und der Besitzer hat mich darauf hingewiesen, dass zwei Amerikanerinnen nach dem Lunch einen Privatfahrer nach Manado hätten. Ich könnte mich da einklinken und bin ganz entspannt im Auto in zwei Stunden nach Manado gefahren. Und das Beste: weder die Familie noch die Amerikanerinnen ließen sich überzeugen, dass ich was bezahle (beides Mal lief die Bezahlung schon vorher), so habe ich jeweils nur das Trinkgeld übernommen und habe einen Luxustag für wenig Geld bekommen!
In Manado wurde ich vor der Hoteltür abgesetzt und habe den restlichen Tag damit verbracht, eine indonesische SIM-Karte zu kaufen und diese aufzuladen (ein Abenteuer, wenn man sich mit dem Verkäufer nur per Zeichensprache unterhalten kann…) und das Mc Donalds zu suchen, weil ich dringendst einen Kaffee brauchte. Mit letzterem war ich nicht erfolgreich und weil es anfing zu dämmern und ich auf dem Hinweg an einigen finsteren Ecken vorbeikam, habe ich mich entnervt wieder auf den Rückweg gemacht. Und bin an einer Art Starbucks-Verschnitt vorbeigekommen, super Kaffee, schöner Ort, freies W-Lan: ich wusste, wo ich den nächsten Tag verbringe!
Meine Laune stieg nach einem Doubleshot-Café-Latte um ein Vielfaches und ich muss mal wieder feststellen: Heil und Weh hängt bei mir echt auch vom Kaffee ab. Fast ein bisschen peinlich, was so eine Tasse Kaffee ausrichten kann und der Aufdruck auf einem neuseeländischen Kaffeebecher ‚this may just fix everything‘ stimmt für mich sehr. Von irgendeinem nicht funktionierenden W-LAN war ich jetzt durch meine gekauften 7GB Datenvolumen (für knapp 7€ mit Karte und Guthaben für Telefonieren und SMS!) auch nicht mehr abhängig und so konnte ich noch für meine nächste Station den Guide klarmachen. Das Hotel hatte sogar Frühstück mit dabei und der Check-Out war erst um eins. Perfekt für einen morgendlichen ausgedehnten Besuch beim Café und späten Aufbruch zum Flughafen. Im Café dann noch eine schöne Geschichte: während ich so dabei war, Mails zu schreiben und Blog zu veröffentlichen, überkommt mich plötzlich das dringende Bedürfnis, aufzuspringen, die Arme auszubreiten und loszuschmettern: „duuuuuu“. Etwas irritiert hab ich den Kopf um mich zu fragen, warum und: Kam doch tatsächlich Peter Maffay mit seiner größten Schnulzballade. 😂
Schon auf Bunaken habe ich den Inlandsflug nach Makasar gebucht, mein anfänglicher Plan, über Land nach unten zu fahren (und einen Zwischenstopp auf den wunderschönen Togean Islands zu machen) musste ich über den Haufen werfen – nicht realisierbar in der Zeit. Der Flug landete um 5 und die Unterkunft in Tomohon hat unter großem persönlichen Einsatz der Rezeptionistin ein Nachtbusticket für mich für den gleichen Abend wieder ins Zentrum von Makassar reserviert – die einzige Strecke für ein Nachtbus in Sulawesi. Ich war ziemlich aufgeregt, weil ich mir nicht 100% sicher war, ob das alles klappt. Immerhin hatte ich kein Ticket und auch sonst nichts in der Hand.
Im Bus vom Gate zum Flugzeug dann die große Überraschung: mir gegenüber saß ein bekanntes Gesicht: Tobi, ein 36jähriger Berliner, den ich im Living Colours auf Bunaken kennengelernt hatte und der zwischenzeitlich noch wo anders im Norden tauchen war, flog im gleichen Flieger. Schnell war klar, dass wir zufällig die gleichen Pläne für die nächsten Tage hatten und beschlossen also, gemeinsam nach Rantepao, dem Zentrum im Gebiet ‚Tana Toraja‘ zu fahren. Dort war Kultur, Landschaft und Architektur angesagt, bevor es für die letzten Tage in einem Megaritt nochmal ganz in den Süden sollte. Doch dazu in meinem nächsten Eintrag mehr. 😉
Die Nicole
Hey!
Eigentlich ist es ja super peinlich, noch kein einziges Mal hab ich hier reingeschrieben… Und nun, kurz vor deiner Rückreise, dachte ich, wenigstens einer sollte doch sein 🙂 Hört sich alles ganz bezaubernd an! Wie schön, dass du noch so tolle Tage in Indonesien verbringst!
Ich freue mich mit dir! Aber noch mehr freue ich mich, dich bald wieder zu sehen! Und dich mal wieder zu drücken, mit dir zu reden und natürlich deine 40.000 Bilder anzusehen 🙂
Bis ganz bald
Sabine
Oh, bin ich froh wenn du wieder zu Hause bist ! Ich verstehe nicht mal mehr Bahnhof 😉 LG Mama