Die ersten Tage

Entweder könnte ich mich ärgern, dass das Hotel für die erste Nacht einen stinkigen Teppich im Zimmer hatte oder ich könnte mich über die saubere Dusche freuen.
Entweder könnte ich mich ärgern, dass ich um kurz nach 12 bei meinem ausgesuchten Hostel war und die Rezeption von 12 bis 14h geschlossen war oder könnte mich freuen, eine „Ausrede“ für einen weiteren Flat White mit gratis w-lan in einem Café gehabt zu haben.
Entweder könnte ich mich ärgern, dass ich dann im Internet gesehen hab, dass dieses sowie die nächsten beiden Wunschoptionen ausgebucht waren oder ich könnte mich darüber freuen, dass ich im dritten Hostel online das letzte 8er-Dorm-Bett ergattern und reservieren konnte.


Entweder könnte ich mich ärgern, dass mir dieses Hostel 2h später eine Mail schrieb und mitteilte, dass das System einen Fehler gemacht hätte, sie ausgebucht wären, ich nicht kommen bräuchte oder ich könnte mich über das Angebot freuen, im äußersten Notfall auf ihrem „Notfallbett“ übernachten zu können.
Entweder könnte ich mich ärgern, dass das alles trotz vorheriger online-Kreditkartenzahlung passiert ist oder ich könnte mich freuen, dass sie mir versichern, die Kreditkartendetails nur zur Sicherheit genommen zu haben und sie die Karte nicht belastet haben.
Entweder könnte ich mich ärgern, dass ich dann in einem Hostel, auch im 8er Zimmer mit mittelmäßigen Zimmern und schlechten Bädern gelandet bin oder ich könnte mich über die gut ausgestattete Küche und das nette Personal freuen.
Entweder könnte ich mich ärgern, hier nach jeder Nacht das Zimmer wechseln zu müssen oder ich könnte mich freuen, dass ich überhaupt 3 Nächte bleiben konnte und die letzte Nacht in einem 4er Frauen-Zimmer schlafen kann.
Entweder könnte ich mich ärgern, dass ich am Tag darauf um kurz vor 5 bei der Touriinfo war, während sie um 5 schließt, oder ich könnte mich freuen, dass ich wenigstens noch 2 der gratis-Campingplatzkarten von Neuseeland mitnehmen konnte.
Entweder könnte ich mich ärgern, dass ich jetzt keine dieser Karten mehr habe, weil ich sie großzügig an ein französisches Pärchen aus dem Hostel verschenkt habe, weil ich ich dachte, ich käme sowieso nochmal zu einem i-Site und könnte neue holen (was mir dann aber wegen diesen Öffnungszeiten nicht gelungen ist…), oder ich könnte mich freuen, eine gute Tat getan zu haben.
Entweder könnte ich mich ärgern, dass ich um kurz vor 6 beim Vodafone-Laden war um eine neue SIM-Karte zu kaufen, während der um 6 schließt und ich deshalb nicht mehr drankam oder ich könnte mich freuen, dass ich dort das eigentlich nur für den Airport gedachte Angebot auch abschließen kann.
Entweder könnte ich mich ärgern, dass ich den „Backpacker Car Market“ nicht finden konnte und mich in der Mittagshitze quasi verlaufen habe oder ich könnte mich über die nette Putzfrau im Asialaden freuen, die mich dann um 2 Ecken die Straße runter dahin begleitet hat, damit ich es auch ja finde.
Entweder könnte ich mich über meinen Sonnenbrand ärgern oder über die kräftig scheinende Sonne freuen.
Entweder könnte ich mich ärgern, dass ich für quasi nix im Einkaufswagen 45Kiwidollar bezahlt habe oder ich könnte mich freuen, dass ich einen Laden mit Nutella gefunden habe und mein Lieblingsbier von letztem Mal im Angebot war.
Entweder könnte ich mich ärgern, dass mein 1h freies Internet im Hostel, einmal gestartet, sich nicht mehr stoppen lässt oder ich könnte mich über das Personal freuen, die mir deshalb fleißig jeden Tag neue Voucher gibt, und einer anderen (direkt neben mir!) sagt, sorry, den Voucher gibt’s nur einmal.
Entweder könnte ich mich über die anderen Backpacker mit ihren Wie lange? Wo schon? Wohin? Standardfragen ärgern oder mich freuen, dass überhaupt jemand mit mir redet.
Entweder könnte ich mich ärgern, das Aldi-Tablet samt besonderem Ladegerät umsonst mitgeschleppt zu haben oder mich freuen, dass meine iPad-Kamera wieder geht!!! (Warum auch immer…. Ehrlich, Elektronik, was eine Scheiße…)
Entweder könnte ich mich ärgern, weil ich direkt am ersten Tag eine meiner zwei kurzen Hosen kaputt gemacht habe oder ich freue mich, dass ich für nur 25NZ$ bei Kathmandu eine neue erstehen könnte, die regulär 100NZ$ gekostet hätte.
Ihr seht, es gibt die ersten Tage in Auckland unzählige Gelegenheiten, sich zu freuen… 😉 Und ich übe mich fleißig darin, mich auf die jeweils zweiten Teile der Sätze zu konzentrieren…
Funktioniert mal besser und mal schlechter, insgesamt ist mein Start eher unrund.

Es ist in diesen ersten Tagen in Neuseeland doch einiges passiert. Obwohl ich zwischendurch ein bisschen frustriert war, weil es mir nicht schnell genug ging, aber im Endeffekt, was soll man schon in 5 Tagen alles schaffen?! Und so habe ich (wichtig ist die Reihenfolge, ich habe ein paar Runden gedreht, bis ich wusste, was zuerst gemacht werden muss und was Grundlage für irgendwas anderes ist):

  • Eine neuseeländische SIM-Karte gekauft.
  • Ein neuseeländisches Bankkonto eröffnet
  • Einen Van gekauft und auf mich umgemeldet
  • Mir beim neuseeländischen ADAC meine Mitgliedschaft anerkennen lassen
  • Eine Autoversicherung (gegen dritte) abgeschlossen
  • Eine neuseeländische Steuernummer beantragt
  • All mein Zeug gepackt und bin losgefahren.

Das Auto gekauft habe ich bei einem „Garagenhändler“, der mir über das Hostel empfohlen wurde. Der Preis von 4000Kiwidollar (ca. 2500€) ist absolut in Ordnung. Und inzwischen hab ich ihn auch schon richtig lieb.

image

Autohändler Shane, mein Auto und ich – und Sonne! 😉

Ausgerechnet jetzt verliert der Motor aber Wasser. :-/ ich muss mich die nächsten Tage darum kümmern, momentan habe ich die Hoffnung, dass nur zu viel Kühlwasser drin war und es quasi übergelaufen ist (kann mir jemand sagen, ob das Sinn macht?) Ansonsten stehe ich ihn ein paar Tagen wieder bei dem auf dem Hof, zum Glück gibt er ein paar Tage Garantie auf seine Wägen, dann muss er sich kümmern. Oder ich investiere doch ein bisschen Geld und geh selber in eine Werkstatt, damit ich wenigstens sicher weiß, was ist…
Am Donnerstag habe ich dann das Auto abgeholt und es mir ausführlich erklären lassen – ich befürchte, weltweit hassen mich alle Verkäufer… Ein bisschen Anerkennung gabs erst, als er sah, dass ich einen Akkuschrauber bedienen konnte. 😄

Dann bin ich erst einmal zum Pak’n’Save, die günstigste Lebensmittelkette hier, und dann noch zum Warehouse, eine Mischung zwischen IkEA und Baumarkt – und wer weiß, wie gern ich in einen Baumarkt gehe, kann sich denken, dass es ein bisschen länger gedauert hat. Besonders stolz bin ich auf meine eigenen „Erfindungen“: tataaa

image

Mein Wäscheständer – Querstrich…

image

…Beistelltisch

Und mein persönlicher Autosafe:

image

DAS nenne ich Augenmaß!

DAS nenne ich Augenmaß!

Wird zwar niemanden daran hindern, mich zu beklauen, wenn er wirklich will, aber einfach Auto auf und einpacken iss halt auch nich. Zumindest sich eine Weile beschäftigen müssen sollen sie sich.
Eigentlich wollte ich dann noch ein gutes Stück weiter fahren, aber dann wurde dunkel und es war spät und außer einer Laugenstange mittags hatte ich noch nichts gegessen… Dann bin ich auf den nächsten Campingplatz gefahren und bin dort die Nacht geblieben und habe sie auf der unbezogenen Matratze in meinem Schlafsack, mit dem Kissen von meinen Eltern, inmitten all meiner nicht verräumten Einkäufe verbracht. Trotzdem war es besser, dass ich nicht mehr weiterfuhr. Der Campingplatz hatte alles und so konnte ich dann auch die frisch gekaufte Bettwäsche usw. gleich durchwaschen, nochmal Internet haben, warm duschen usw.
Am nächsten Morgen war ich wieder früh wach. Ich hab keine Nacht länger als halb 7 geschlafen, vielleicht macht sich so die Zeitverschiebung bemerkbar – ansonsten merke ich gar nichts. Durch die Fliegerei ist man sowieso so durcheinander, dass man grad dann halt dann schläft, wenn Nacht ist. War nicht sonderlich schwierig, das letzte Mal von Südamerika kommend war es deutlich anstrengender. Jedenfalls hab ich dann fast eine Stunde gebraucht, bis ich mal meine Wäsche zum laufen gebracht habe (zuerst kein Kleingeld, dann Rezeption zu, dann endlich wechseln können, gewechselt, dann hat Maschine Geld geschluckt ohne loszulaufen, dann wieder Geld zurückgeholt von der Rezeption, Wäsche in andere Maschine umladen, starten – das meinte ich mit unrund die ersten Tage, so war es mit vielem. Am Ende lief die Maschine, aber schnell mal gemacht war es nicht.). Dann hab ich noch das Internet genutzt und mich nochmal in D gemeldet, wer weiß, wann das das nächste Mal so komfortabel geht. Alles in allem hab ich zwar wieder nicht mein Zeug verräumt, musste dann aber auschecken. dann ging es endlich los! Schön die Straße entlang, mega Strände nebendran, Orangenplantagen drumherum, an einem von den Stränden habe ich mittags Halt gemacht : Tasche zwei Omas zum Aufpassen gegeben, ab ins Meer durch die Wellen hüpfen und dann was aus dem Van zum Essen geholt und den Surfern zugeguckt – so lässt es sich leben! 😁 Da habe ich dann auch den Wasserfleck unterm Auto entdeckt. 🙁

image
Das fahren klappt bisher sehr gut. Ich bin erst einmal auf der falschen Seite gefahren und das war am ersten Tag 20m, im Parkhaus. Gar nicht so schlecht, oder?! 😉
Dann noch schnell einen Ersatzschlüssel fürs Auto machen lassen (hab nur einen bekommen) und dann weiter bis zum geplanten, einfachen Campingplatz (6NZ$). Hier war ich dann natürlich wieder viel später als geplant, so dass ich immernoch nicht alles so verstaut habe, wie ich das will. Aber immerhin ist die Matratze jetzt frei und ich hab Bettzeug… 😄
Wenn ich morgen wieder so früh wach bin, will ich Kiwis suchen gehen. Vielleicht gibt dann ein echtes „BBF-Foto“… 😉

image
Dann geht’s nach einer 2,5h-Wanderung weiter Richtung Norden, zum 90-Miles-Beach.
Eine Galerie wie beim letzten Mal wird es nicht geben – krieg ich nicht hin. Ich werde versuchen, ein paar Bilder direkt in den Blog zu laden.

Ansonsten sollte euch das jetzt erst einmal wieder beschäftigen. 😉
Viele Güße & ich schicke euch was von der Sonne!
Die Nicole

7 Gedanken zu „Die ersten Tage

  1. Liebe Nicole,
    vielen Dank für die tollen Berichte, ich konnte mich dadurch gut in deine Lage versetzen. Und hey, wenn alles einfach wäre, wo wäre dann die Herausforderung? Man macht so eine Reise ja auch nicht deswegen, weil alles von selbst geht. (Hab zwar noch nie so eine Backpacker-Reise gemacht, aber ich denk mir das mal so…) Jedenfalls großen Respekt für die „Entweder-Oder“-Liste!
    Ich glaub übrigens, der Jetlag ist generell schwerer, wenn man von West nach Ost fliegt und generell etwas weniger schlimm, wenn man eine Zeitverschiebung hat, die entweder sehr klein ist oder gleich sowas wie 12 Stunden, so dass Tag/Nacht vertauscht sind. Am fiesesten fand ich bisher die 6 Stunden nach meiner Rückkehr von der US-Ostküste.
    Ich denke an dich, wünsch dir gute weitere Tage zum Ankommen – nimm dir ruhig die Zeit, das ist wichtig! – und verfolge weiter gespannt die News aus Kiwiland. Darf man eigentlich auch „Down Under“ sagen oder wäre das in NZL ein big nono?
    Olli

  2. Hi,
    oh Mann, wie ärgerlich das alles. Schwieriger Start. Aber immerhin hat noch alles geklappt. Hoffe du hast das Ipad ordentlich rund gemacht dafür dass es dich so geärgert hat 🙂
    Zum Kühlerwasser können wir nicht viel sagen. Wenn der Kühler tatsächlich undicht ist, gibt’s hier so ne Flüssigkeit zum reinschütten, die kleine Risse abdichtet. Vielleicht ist das für das alte Auto ja ne Alternative. Viel Erfolg!
    Erhol dich gut von den Strapazen!
    Viele Grüße
    Miriam & Christian

  3. Juhuuu! Es ist Sonntag morgen, Gedanken am meinen neuen Arbeitgeber haben mich aus dem Bett getrieben und dann schwupps mit Kaffee hinter den Laptop geklemmt – und gleich zwei neue Berichte von dir gefunden! DAS nenne ich einen besonderen Start in einen Sonntag. Und jetzt bin ich grad ganz gefühlsdurcheinander – alles steht Kopf sozusagen 😉 – erleichtert, fröhlich, beeindruckt, mit-genervt (sehr cool, die „entweder-oder-Aufzählung“ – Respekt, dass du bei all den Erlebnissen auch geschafft hast, das Positive zu finden und es versuchst, zu zelebrieren!!!), sehnsüchtig, ich vermisse dich. Und freu mich mega mega für dich! Umarmung,
    Judith

  4. Hallo Mädel, juhu wir sind die Ersten! Trag den holprigen Beginn mit Fassung – du weißt ja mein Glas ist immer halb voll, nicht halb leer! Du hast doch in den paar Tagen schon einiges gemacht, nun ist erst mal relaxen angesagt, sonst hast du ja mehr Stress als zu Hause 😉 Freu mich, dass das Kissen doch noch mit durfte – hoffentlich hält es noch ein paar Wochen durch! LG Mama+ Papa
    P.S: Sonne ist heute reichlich angekommen, nur bei der Temperatur sind nur 2° C angekommen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert